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Musikalisches Wunderwerk


"Richard Hawley" schreibe ich als Notiz neben den Album-Opener und Titelsong "Surround me (with your love"). Bei "Praying" hingegen stößt man auf Elemente, wie sie in dieser elektrisierenden Brillianz sonst nur Massive Attack - oder Morcheeba in ihren besten Tagen - zustande brachten: Leidenschaftlicher Soul gepaart mit eiskalten Beats - Triphop pur. "On a dead Sunday Afternoon" führt dann wieder in die entgegengesetzte Richtung: Er spielt mit der Opulenz eines James Bond-Soundtracks, woraufhin "Vintage" Zitate aus dem legendären "Twin Peaks"-Soundtrack von Angelo Badalamenti aufzugreifen scheint, doch schon der nächste Song greift wieder einen neuen Faden auf ...

"311 Porter", so der Name dieses musikalischen Wunderwerks, das auf "Surround me" eine irritierende Fülle von Sounds verarbeitet, besteht aus den Norwegern Per Arne Bertheussen, Svein Hansen und Sängerin Tracee Lewis Mayn. "Surround me" ist bereits ihr zweites Album, jedoch das erste, das auch außerhalb Skandinaviens veröffentlicht wird. Das mag damit zu tun haben, dass der Titelsong, der übrigens schon vier Jahre alt ist und seither in Clubs rotiert, nun auch Eingang in einen Filmsoundtrack fand ("Fireflies in the garden" mit Julia Roberts und William Dafoe), doch auch ohne diesen Umstand verdient das Album jede Aufmerksamkeit.

Spielerisch vereinen die Musiker Crooner-Schmelz, Soul, Funk, Jazz, Clubsound und Songwriterpop, sie haben keine Angst vor einfühlsamen Harmonien, weil sie in der Lage sind, diese ohne Kitsch und aufgesetztes Pathos zu inszenieren. Statt dessen schaffen sie, wie in "There is a place where I go" intime Momente, die sie nicht durch zusätzliche Instrumente unterstreichen - sondern durch deren Wegnahme.

Diese Fähigkeit zur Reduktion, zur schlichten, klaren Form, macht "311-Porter" dann schließlich doch zu einer "typisch" nordischen Band, und fast ist man beruhigt, wenigstens hier ein berechenbares Element in ihrer Musik gefunden zu haben. Die Faszination schmälert das natürlich nicht. Im Gegenteil: Jeder Song überzeugt auf seine Art, nicht ein einziges Stück bleibt unterhalb des eingangs aufgebauten Niveaus - die Atmosphäre trägt vom ersten bis zum letzten Ton. "311-Porter" ist eine Band, die bisher nur wenige Eingeweihte auf der Rechnung gehabt haben dürften. Der Band ist zu wünschen, dass sich dies nun ändert.

© Michael Frost, 23.08.2008

 


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