Der Einfluss schulischen Musikunterrichts ist oft nicht wirklich auszumachen, häufig noch nicht einmal bei Schülern, die später eine musikalische Karriere anstreben. Priscilla Ahn ist hier wohl eher die Ausnahme, denn in ihrem Fall war es der Musiklehrer, der ihr riet, Songwriterin zu werden - statt auf ein College zu gehen.
Nun liegt die erste internationale Veröffentlichung der inzwischen 24-jährige Amerikanerin vor - und siehe da: "A good day" ist ein hell funkelnder Stern am Singer/Songwriter-Himmel, vor allem deshalb, weil die Sängerin nicht wie viele ihrer Kolleginnen in Schwermut und Melancholie versinkt, sondern durchweg Leichtigkeit und Optimismus verbreitet - übrigens selbst dann noch, wenn sie sich in getragenem Tempo von einem düsteren Cello begleiten lässt ("Masters in China").
Videolink: Priscilla Ahn "Dream" / youtube
Spätestens im Folgesong steht die Sonne dann wieder hoch am Himmel, frühlingsleichte Folkrhythmen und ebensolche Gesangsharmonien, zum Teil sogar mit Chorunterstützung ("Leave the light on") sind fast schon zu schön, um wahr zu sein.
Vielleicht aus diesem Grund erlebt man auf "Good day" verschiedene Variationen der gut aufgelegten Songwriterin. In "Red cape" spielt sie mit Vocoder und Schlagzeug, "Astronaut" wechselt kurzerhand in einen schwungvollen 3/4-Takt. Im späteren Verlauf des Albums hört man ein verspieltes "Find my way back home", begleitet von Banjo und singender Säge - und fast schon erwartungsgemäß fand auch eine Mundharmonika den Weg ins Aufnahmestudio (in Willie Nelsons "Opportunity to cry").
Die ausgeklügelte und letztlich berechnende Produktion, für die Schlagzeuger Joey Waronker verantwortlich ist, lotet gewissermaßen den Radius der gemeinsamen Möglichkeiten zwischen Singer/Songwriter-Pop, Indie-Folk und Alternative Country aus. Wohin diese Suche führt, wird womöglich erst das Folgealbum beantworten. Dem Musiklehrer von Priscilla Ahn jedenfalls darf man jetzt schon zu seinem vorausschauenden Rat gratulieren.