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Stimmgewalt und
emotionale Note
Gast-Beitrag von Manfred Ludewig


Nun, da die so oft als Supergroup der Dekade bezeichnete Truppe aus den Überbleibseln von Rage Against The Machine und dem Soundgarden-Sänger Chris Cornell, ihr drittes Album abliefern musste, wurde von vielen nach dem eher als besinnlich beurteilten "Out of Exile" entweder der Absturz in die Bedeutungslosigkeit erwartet, oder ein fulminant rockendes Werk.

Die Fanlager sind gespalten. Vielen ehemaligen RATM Fans fehlt die Wut und der sonst offensichtliche Aktivismus auf der linken Seite. Neuen Audioslave Fans und "open minded" Zuhörern ist die Stilisierung zur neuen Supergroup zu verdanken. Der Druck auf die Band war und ist dementsprechend hoch. Die von vielen Musikern sooft als schwierigste Hürde einer Bandkarriere bezeichnete Hürde des dritten Albums ist genommen.
Auch dieses mal zeichnete Brendan O´Brien für die Produktion verantwortlich, der bereits "Evil-Empire", "The Battle of L.A." (beide RATM) produziert hatte und auf "Revelations" sowie auf "Superunknown" von Soundgarden für den Mix verantwortlich war.

Da die Band sich eigenen Angaben zufolge wenig um Absatzzahlen schert, ging man frisch und unbefangen ans Werk. Laut Tom Morello, dem Saitenzaubermann der z.B. in Gitarre&Bass interviewt wurde, soll es sich beim vorliegenden Silberling um eine Mischung aus gutem, straighten Powerrock und Earth Wind And Fire handeln ?! Glücklicherweise sind die durch letztgenannte Formation inspirierten Tracks schwer zu erkennen, denn es rockt doch ganz gut.

Das liegt sicherlich auch zum Teil in der nicht Falsett-fähigen Stimme des Herrn Cornell. Disko-Klischees sucht man auf diesem Album vergebens. Mit "Original-Fire" ist eine gut rockende und groovende Single ausgewählt worden. Ansätze von AC-DC sind eindeutig darin zu identifizieren. Die Band war bei der letzen Tour bereits fleißig beim basteln neuer Songs. Die direkte Erprobung neuen Materials in der Livesituation, hat die Protagonisten an den Instrumenten darin bestärkt, wieder mehr funkenden Groove in Ihr sonst z.T. monströses Songwriting (man denke and die Debüt-Platte mit Tracks wie "Shadow of the Sun" oder "Show me how to live") einzubinden. Morello selbst klingt wie gewohnt groovy und geizt nicht mit Fähigkeiten und Effekten.

Auffällig sind auch Brad Wilk an den Drums und Tim Crommerford am Bass, die hier den z.T. funky bottom des Albums liefern. Bemerkenswert bleibt nach wie vor Morellos durchgedrehte Gitarrenarbeit, die sich wie immer von allem was ein Gitarrist sonst so macht distanzieren möchte und es auch vor allem in Solospots oder Bridgeparts tut. Trotzdem lässt der als einer der einflussreichsten Gitarristen unserer Zeit Bezeichnete doch das ein oder andere wirklich virtuos Runtergefräste, aber dennoch passende Pflicht-Solo hören und spielt songdienlich.

Neben groovenden, rockenden Nummern finden sich auf Revelations auch einfachere Songs, die das Album sicherlich über die Dauer der Nutzung, speziell wenn die Phase des Skippings zu den besten Tracks mal vorbei ist, charmant und abwechslungsreich in seiner gesamten Spiellänge machen. Chris Cornell, seine Stimmgewalt und die emotionale Note, die er den Songs der Band gibt, macht sie zu dem was sie ist: Die Fusion einer Gruppe, die einst einen eigenen und vor allem äußerst einflussreichen Sound geprägt hat, mit einem Sänger der mit seiner Band großen Einfluss auf ein ganzes Genre ausgeübt hat.

Die Durchschlagskraft, Wortgewalt, Lyrik und die Präsenz der Stimme dieses Mannes ist sicherlich kaum anfechtbar und der Platz in der Riege der großen Rock-Shouter ist wohl sicher. Das so häufig heraufbeschworene Rock-Frankenstein Monster sucht man vergebens. Hier wurde nichts zusammengeflickt, was nicht funktionieren kann. Kreatives schaffen von Musikern, die in diesen Dimensionen arbeiten, kann nur eine kompromisslose Suche nach einem Sound zur Folge haben. Ist die Suche dieser Band nach Ihrem Sound nun vorbei ? Nun, man kann sagen, das er sich entwickelt und dies hoffentlich weiter tun wird.

"Audioslave : Revelations" ist ein Gast-Beitrag von Manfred Ludewig (www.hotgrooves.de).
© Manfred Ludewig, September 2006

 

 


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