Totgesagte
leben länger
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel

 

Das hatte man ihm nicht zugetraut: Skandalnudel und Möchtegernehemann von Supermodel Kate Moss, Pete Doherty, hat mit "Shotter's Nation" ein für einen Junky erstaunlich gutes Album hingelegt.

Wer seinen grottenschlechten Auftritt bei "Rock im Park" im vergangenen Jahr miterlebt hat, den er auch noch mir nichts dir nichts abbrach, und sein erstes eher fragmentarisches Album kennt, weiß was ich meine.

Auf seinem neuesten Opus hingegen spürt man vom ersten bis zum letzten Ton, dass hier einer am Werkeln ist, der über künstlerischen Sachverstand verfügt.

Das Cover wurde vom guten Pete, der auch Maler ist, mit Bedacht gewählt: Es ist einem Gemälde des englischen Malers Henry Wallis nachempfunden, das den mit 17 Jahren viel zu früh verstorbenen Poeten Thomas Chatterton (1752-1770) auf einem Bett tot liegend zeigt.

Ebenso wie das verkannte Genie Chatterton ist auch Doherty ein Leidender, der mit dem Ruhm hadert, was er sogleich im Eröffnungsstück "Carry On Up The Morning" klar macht: "In The Morning where does the pain go, same place the fame goes, to your head."

Doherty und seine Mannen von den "Babyshambles" präsentieren sich in unglaublicher Spiellaune. Die Songs bestechen durch ihre Lebendigkeit und stilistische Vielseitigkeit. Und sind darüber hinaus auch noch äußerst eingängig.

Ob edler Jazz-Crooner ("There She Goes"), gut gelaunter Möchtegern-Kinks-Rocker ("Delivery") oder zärtlicher Balladenpfeifer ("Unbilo Title") - der Engländer, der von vielen bereits als nächster Rock'n'Roll-Todeskandidat gehandelt worden war, weiß in den unterschiedlichsten Rollen zu gefallen. Da bewahrheitet sich doch mal wieder das alte Sprichwort: Togesagte leben länger!

"Shotter's nation" von Babyshambles
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, September 2007

 

 

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