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Bestechende Klarheit


Als wir vor ziemlich genau vor zwei Jahren "CEWBEAGAPPIC", das vorige Album von Beady Belle vorstellten, war noch nicht abzusehen, wie rasant sich der Zuspruch für Interpretinnen entwickeln würde, die sich im musikalischen Grenzland zwischen Soul, Jazz und Electro ausprobieren.

Seither hat sich viel getan. Rebekka Bakkens aktuelle Deutschland-Tour wird von enthusiastischen Kritiken gefeiert. Gleiches gilt für Viktoria Tolstoy und ihr aktuelles Album "My swedish heart". Beide sind Überläuferinnen aus dem Jazz-Fach, die ihren Sound zu anspruchsvollem Pop ausgebaut haben und dabei das Kunststück schafften, ihre alten Fans auf diesem Weg mitzunehmen und ihre Anhängerschar noch deutlich auszubauen.

Ob Beady Belle Gleiches gelingen wird? Das Duo aus Norwegen erfüllt eigentlich alle Voraussetzungen: Beate Lech ist eine herausragende Sängerin mit einer Stimme, die sich tief unter die Haut gräbt, und Marius Reksjø ist ein kongenialer Produzent, der es meisterhaft versteht, Beates Stimme ins rechte Licht zu rücken.

"Closer" heißt ihr neues, drittes Album, und noch "closer" geht es eigentlich nicht, so eng und dicht ist die Atmosphäre dieser Platte, deren tragende Säulen - abgesehen vom Gesang - Electronica und Jazz sind. Daneben werden alle möglichen anderen Richtungen angedeutet: Pop, Funk, Soul - selbst klassische Streicher kommen zum Einsatz, gleich im Eröffnungsstück sogar mit arabisch angehauchtem Flair.

Und dennoch ist "Closer" alles andere als ein Orchesterwerk. Sämtliche Instrumente wurden äußerst sparsam eingesetzt, fast, als wären sie rationiert worden. Doch die Behutsamkeit hat ihren Sinn: die einzelnen Elemente treten in bestechender Klarheit hervor und erschaffen eine Atmosphäre, die elegant zwischen kühler Elektronik, groovendem Soul und delikatem Jazz variiert.

Den Mainstream der jeweiligen Genres, und darin liegt womöglich ihre größte Stärke, streifen Beady Belle bestenfalls am Rande. Auch deshalb wirkt dieser raffiniert gemixte Cocktail so überraschend, so virtuos, so belebend - und bei jedem Hören wieder neu.

© Michael Frost, 30. April 2005

 

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