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Pauken, Rotwein
und Trompeten


Trompete und Akkordeon sind hierzulande häufig immer noch synonym mit dem "Musikantenstadl" und der so genannten "volkstümlichen Musik". Erst langsam ändert sich das Bild, und hieran haben Bands aus Frankreich einen nicht zu unterschätzenden Anteil.

"Les Blérots de R.A.V.E.L." sind derzeit vielleicht der heißeste Tipp in dieser Hinsicht: ein anarchisches Kollektiv mit einer furiosen Mischung aus Polka, Pop und Pogo. "Timbré" ('klangvoll', aber auch: 'bekloppt') ist dabei das Motto ihres Sounds - und Titel ihres neuen, vierten, Albums.

Mit Geige, Tuba und vermutlich jeder Menge Rotwein rücken sie rückwärts gewandten Traditionen zu Leibe. Les Blérots de R.A.V.E.L. arbeiten mit Elementen aus Balkan Brass, Musette und Klezmer. Aus ihnen formen sie einen überraschen einheitlichen Sound, der schließlich klingt, als wären seine Bestandteile überhaupt nur für diesen Moment des Verbindens entstanden.

Les Blérots de R.A.V.E.L. wurden, so erzählen sie auf ihrer Website, bereits 1996 als Straßenmusik-Kapelle in einem Campingzelt gegründet. In der Tat ist die Vorstellung dieser Band, wie sie inmitten der Hektik der Pariser Metro-Stationen steht oder Touristen auf dem Platz vor dem Centre Pompidou zwischen Feuerschluckern, Jongleuren und Akrobaten einheizt, ungemein stimmig. Doch längst füllt die zum Septett angewachsene Band Konzertsäle nicht nur in Frankreich, sondern bis hinein in die deutsche Provinz.

Es gibt offenbar ein Bedürfnis nach authentischen Traditionen, das von Gruppen wie den Blérots de R.A.V.E.L. erkennt und bedient wurde. Sie stehen damit in einer Reihe mit französischen Kollegen wie Yann Tiersen oder der Berliner Kult-Band 17 Hippies. Man wünschte sich nur, sie wären gemeinsam laut genug, um den stereotypen Kitsch der "Volkstümlichen Hitparade" donnernd zu übertönen.

© Michael Frost, 15.06.2008

 


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