Die
meisten Künstler werden älter. Zum Zeichen ihrer bewegten
Vergangenheit tragen sie Falten im Gesicht, tiefer als die Canyons
der Rocky Mountains, oder sie lassen sich Haare implantieren und sehen
dann aus wie ihre eigene Karikatur, und schlimmstenfalls klingt dann
auch ihre Musik so.
Dagegen
gibt es nur wenige Künstler, denen die Zeit nichts anhaben
kann, die nicht von ihr übermannt werden; Künstler, die
sich ihrerseits die Zeit zu Nutzen machen, um sich ständig
neu zu erfinden. Zu diesen ungewöhnlichen "Herren der
Zeit" gehört auch David Bowie, und sein Album "Hours"
mag als Beleg dafür herhalten.
Hours,
sagen Kritiker, sei erstmals seit längerer Zeit wieder ein
publikumstaugliches Album Bowies. Der Erfolg bestätigt diese
Einschätzung, wenngleich der Begriff der Kommerzialität
unterschwellig als Vorwurf daherkommt, im Gegensatz zu der Avantgarde-Position,
die David Bowie im Verlauf seiner einzigartigen Karriere immer wieder
einnahm.
Fakt
aber ist: "Hours" ist ein Pop-Album erster Güte,
die Platte eines Profis, der sich auf der Höhe der Zeit befindet,
ohne es nötig zu haben, ihr nachzulaufen.
"Hours"
begründet natürlich nicht Bowies Ruhm, aber bestätigt
ihn. Auf "Hours" klingt er jung und frisch wie eh und
je, nie aber anbiedernd oder künstlich. Nach wie vor schüttelt
er Ohrwürmer wie "Thursday's Child" offenkundig genau
so leicht aus dem Ärmel wie unverkrampfte, überwiegend
von akustischer Gitarre begleitete Balladen ("Seven")
oder psychedelisch anmutende Mini-Opern wie "What's really
happening" und formuliert in den Texten außerdem fast
noch philosophischen Anspruch.
Zuhören
kann so anregend sein !