Als
der charismatische Frontmann Renars Kaupers mit irrem Blick, wirren
Verrenkungen und seinen vier Freunden im Mai die Bühne des
Eurovision Song Contests in Stockholm stürmte, um erstmals
in der Geschichte des Kultfestivals einen Beitrag für Lettland
zu präsentieren, wehte plötzlich ein frischer Wind die
Chipstüten von den Wohnzimmertischen zwischen Nordkap und Gibraltar.
"My star", so der Titel ihres Liedes, mit dem auch das
Album "Among the suns" eröffnet wird, eroberte die
Zuschauer im Nu und erreichte einen hervorragenden dritten Platz. Ein
Sieg war natürlich ausgeschlossen, weil es ein ungeschriebenes
– aber belegbares – Eurovisions-Gesetz gibt, wonach das beste Lied
nie gewinnt (Ausnahmen wie Abba bestätigen die Regel).
BrainStorm aber nutzten die Chance, die das Festival gerade den international
wenig bekannten Musikern aus Ländern bietet, die nur schwerlich
Zugang zur Musikbranche finden, weil die sich immer mehr auf die zentralen
„Märkte“ konzentriert.
Der unbefangene Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht, und die frischen
Pop-Songs von "Among the suns" müssen sich auf internationalen
Bühnen alles andere als verstecken. Das erkannten unter anderem
auch schon REM, die BrainStorm mit einem besonders dicken Lob wohl
etwas Starthilfe geben wollen.
BrainStorm machen Gute-Laune-Pop auf hohem Niveau und in bester Songwriter-Tradition. Kaupers’
Stimme erinnert ein wenig an Donovan oder Al Stewarts Evergreen „The
year of the Cat“, die Musik nimmt Britpop-Anleihen etwa bei Blurs
„The Great Escape“, ist aber insgesamt weniger ironisch und zynisch,
sondern leicht, fröhlich und spielerisch.
BrainStorm sind in Lettland schon seit Jahren berühmt und haben
dort mehrere Alben herausgebracht, die auch in Skandinavien veröffentlicht
wurden. Wenn ihre Plattenfirma klug genug ist, die Band im notwendigen
Umfang zu promoten, dann können die fünf von Brainstorm
auch in Resteuropa richtig durchstarten.