Sie 
          kommen aus New York, sie sind drei Männer und eine Frau, und dennoch 
          nennen sie sich "Brazilian Girls", obwohl ihre Sängerin 
          Sabina Sciubba Deutsch-Italienerin ist, die neben den Sprachen ihrer 
          Eltern auch in Französisch, Englisch und Spanisch singt, und zwar 
          am liebsten in einer babylonischen Mixtur: alles auf einmal.  
          "Talk 
            to la bomb" lautet das provokante Motto des zweiten Albums der 
            "Brazilian Girls", und damit geben sie ein wenig die derzeitige 
            Stimmungslage wieder, denn die ist brisant wie lange nicht mehr. Angesichts 
            globaler Krisen, Terrorgefahr und Klimakatastrophen scheint jede Begrenzung 
            auf Genres, Regeln oder musikalische Traditionen absurd. Nicht nur 
            in sprachlicher Hinsicht passiert bei den Brazilian Girls deshalb 
            alles auf einmal: auch die Musik ist ein undurchdringliches Gewirr 
            aus Rhythmen und Stilen, energetisch und pulsierend wie ein aufziehendes 
            Gewitter, gespeist aus Keyboards, Beats und dem Straßenkarneval 
            von Rio de Janeiro. 
          "Ideenreichtum" 
            nennt der Begleittext zum Album dieses Wirrwarr, das Bassist Jesse 
            Murphy folgendermaßen erklärt: "Viele Songs sind das 
            Produkt eines improvisatorischen, spontanen Brainstorming". Produzent 
            Mark Plati, den man vor allem durch seine Zusammenarbeit mit The Cure 
            und David Bowie kennt, griff die zahllosen Impulse auf, die Murphy, 
            Sciubba, Schlagzeuger Aaron Johnston und Keyboarder Didi Gutman ihm 
            lieferten und goss sie in eine Form, fest genug, um dem Sound eine 
            Richtung zu geben, doch gleichzeitig so flexibel, dass der vielseitige 
            kreative Input der Band erhalten blieb.
          So 
            gerät "Talk to la bomb" zum Soundtrack für den 
            Tanz auf dem Vulkan. Lebensfroh, anarchisch und wild, trotz - oder 
            wegen - der allseits formulierten Bedrohungen, und vielleicht gerade 
            deshalb die adäquate Antwort. 
          © 
            Michael Frost, 08.01.2007