Norweger 
          sind komische Leute. Sie scheren sich nicht um Moden und Trends, es 
          sei denn, sie entwickeln sie selbst. Wenn sie Lust auf Simon & Garfunkel 
          haben, dann erfinden sie die Kings of Convenience, wenn sie den Europop 
          perfektionieren wollen, reunieren A-ha, und auch, dass wir nicht mehr 
          in den 60ern leben und psychedelischer Rock von Led Zeppelin bis Pink 
          Floyd und Jethro Tull eine Angelegenheit, naja: von vorgestern ist, 
          das ist ihnen egal, denn dafür gibt es jetzt die Brimstone Solar 
          Radiation Band.  
          Schifferklavier 
            sucht Hawaiigitarre - und feiert die Begegnung mit "Solstice", 
            einem seltsam verrückten Album, seltsam, weil man zwischen vergangenen 
            Zeiten und Gegenwart hin- und hergerissen wird, und verrückt, 
            weil es dem Album gelingt, eben diese zeitlichen Dimensionen bei Seite 
            zu schieben, als wären sie ohne jede Bedeutung. 
          Brimstone 
            Solar Radiation Band, das Quintett aus Bergen, ist alles andere eine 
            bemühte Retro-Band, die den Sound vergangener Tage als künstliche 
            Attitüde vor sich her trägt. Angesichts "Solstice" 
            kann kein Zweifel daran bestehen, dass hier Überzeugungstäter 
            am Werke sind, die neben Akkordeon und Akustikgitarre Geigen, Drums 
            und E-Gitarren, Fender Rhodes, Klavier und schroffe Gesangsstimmen 
            zu wahren Soundwällen aufzutürmen verstehen, melodiös, 
            laut, emotional, kraftvoll - und echt. 
          © 
            Michael Frost, 15.01.2006