Innerhalb kürzester Zeit ist es Ane Brun gelungen, ihren Namen zu einem der klangvollsten Namen der skandinavischen Songwriter-Szene zu machen. Seit "Spending time with Morgan" (2003) werkelt und feilt die in Schweden lebende Norwegerin an einem Sound, der mal als Folk, mal als Folklore, dann als Akustikpop beschrieben wird.
Mit ihrem neuen Album "Changing of the seasons" läutet sie eine neue Runde ihrer Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten - und Grenzen - ihres eigenen musikalischen Universums ein. Zu hören sind ungemein behutsame, filigran in Szene gesetzte Kleinode der Balladen-Kunst, introspektiv, emotional und berührend, doch dabei immer klar, geradlinig und reflektiert - und niemals kitschig oder sentimental.
Die zarten Streichersätze, die Malene Bay-Landin und Nico Muhly für das Album schrieben, geben "Changing of the seasons" bisweilen eine kammermusikalische Ausrichtung. Das isländische Streicherensemble orientiert sich mit seinen schneidend klaren Harmonien an den Pionierleistungen der Björk-Alben "Homogenic" und "Vespertine". Doch trotz der großen Begleitmusikerschar, darunter Songwriterkollegen Christian Kjellvander und Nina Kinert als Background-Sänger, bleibt Ane Brun ihrer stillen Linie treu.
Valgeir Sigurdsson, Islands erfolgreichster Musikproduzent, nahm das Album mit Ane Brun teils in Stockholm, teils in seinem "Greenhouse Studio" in Reykjavik auf, dort, wo er auch mit Björk, Múm und Sigur Rós arbeitete. Er stellt Ane Brun mit ihrem neuen Werk in eine Reihe mit Portishead-Sängerin Beth Gibbons. Wie die Kollegin aus Bristol arbeitet auch Ane Brun mit dem bewussten Kontrast einer zerbrechlichen, manchmal brüchig-rauen Stimme und einem samtweichen Klangteppich aus Piano, Geigen, Gitarre und Percussions.
Wie reizvoll diese Gegensätze in Szene gesetzt werden können, zeigte Gibbons vor einigen Jahren auf "Out of seasons", und Ane Brun spinnt den Faden dieser Arbeit mit "Changing of the seasons" gewissermaßen weiter - nicht nur durch die Titelwahl. So schließt Ane Brun nun also auch außerhalb Skandinaviens in die erste Songwriter-Liga auf.
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Michael Frost, 08.11.2008