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Barfuß über Glas
Gastbeitrag von Anna Jakisch


Mit verträumten Melodien und tiefgehenden Texten kann der Sommer noch bleiben. Wenn Du Dich traust, nimmt Dich Clueso ein Stück auf seine Reise mit. Hoffentlich ist der 28-Jährige noch eine Weile unterwegs.
Das genreübergreifende Konzept von Cluesos viertem Longplayer „So sehr dabei“ (2008) geht auf. Eingängige Melodien und Texte werden in ihrem Clueso-typischen musikalischen Stilmix präsentiert.

Rock-, Pop-, und HipHop-Einflüsse verschmelzen dabei reibungslos mit Reggae- und Funkklängen. Dass er sich in keine Schublade stecken lässt, ist wohl die einzige Konstante in seiner bisherigen Diskographie. Während sein erstes Album „Text und Ton“ (2001) noch deutlich im HipHop, R´n´B und Soul verwurzelt war, öffnete er sich bereits mit „Gute Musik“ (2004) dem Funk, Reggae und Pop. „Weit weg“ (2006) kam hingegen deutlich gitarrenlastiger daher und der Gesang wurde immer vordergründiger.

Genau hier knüpft Clueso mit seinem neuen Album „So sehr dabei“ an und tut das was ihm schon immer das Liebste war: Einfach nur Geschichten erzählen. Diese stammen direkt aus dem alltäglichen Leben, so dass sich der ein oder andere beim Hören der Platte schmunzelnd selbst wieder erkennen dürfte.

Kritiker sehen Clueso dabei zunehmend in die Fußstapfen Herbert Grönemeyers treten, mit dem er 2007 gemeinsam tourte. Diesen Vergleich weist der 28-jähriger jedoch entschieden zurück, er selbst bezeichnet sich als „Songwriter mit Groove“. Trotzdem macht auch er sich selbstkritisch über seine eigene musikalische Weiterentwicklung Gedanken: In Songs wie „Barfuß“ und „Mitnehm’ “ thematisiert er seine Suche nach neuen Wegen und die damit verbundene Hinundhergerissenheit zwischen Unsicherheit und Neugierde. „Mal verspielt und mal gefasst“ probiert er sich immer wieder selbst aus und lädt seine Fans einfach ein, ihn auf dieser Reise zu begleiten.

Lediglich „So sein wie Du“ schlägt den von ihm gewohnten HipHop-Beat an, dies soll jedoch keine endgültige Absage an den Rap sein. „Ich kann es auch nicht lassen, zu rappen“, erklärt Clueso. „Allerdings nehme ich diese HipHop-Tracks alle wieder vom Album runter, weil ich es am Ende doch nicht fühle und auch nicht so erkannt werden will“. Dass Clueso in vielen Stücken einen Einblick in seine Gefühle gewährt, verleiht dem Album eine sehr persönliche aber auch melancholische Note.

Durch nachdenkliche Songs wie „Keiner an Dich denkt“ und „Utopie“ gewinnt das Album an Ernsthaftigkeit, ohne sich dabei in Schwermut zu verlieren. „So sehr dabei“ versprüht eine neue Gelassenheit des Musikers: Clueso nimmt sich selbst nicht zu ernst, ein markeloses Studioalbum zu produzieren, war nicht sein Ziel. Es war vielmehr die Idee, einen Longplayer mit Live-Akustik einzuspielen. So scheint es auch nicht weiter schlimm, dass mal die Stimme weg bricht oder wie in „Ich will Sommer“ ein Niesen kurzweilig Verwirrung stiftet. Einzig die erste Hitauskopplung „Kein Zentimeter“ fällt da mit ihrem romantischen Pop-Sound etwas aus dem Rahmen. Mit neuem Selbstbewusstsein fühlt sich Clueso federleicht und entdeckt sich dabei immer wieder neu. Im Stau zu stehen, kommt für ihn nicht in Frage und das ist gut so!

"Clueso: So sehr dabei"
ist ein Gastbeitrag von Anna Jakisch
© Anna Jakisch, August 2008

 


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