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Aufgewärmter Kaffee


Seit 1998 ("Bury the hatched") ist "Wake up and smell the coffee" das erste Studioalbum der Cranberries. Die Band, die ihre Karriere mit zahllosen Auftritten auf Festivals, im Vorprogramm größerer Acts, und Promotion-Gigs hart erarbeiten musste, schaffte den Durchbruch vor allem mit Hilfe der Mund-zu-Mund-Propaganda der Konzertbesucher, bis schließlich auch Radiostationen und andere Massenmedien auf das Quartett aufmerksam wurden.

Der Wiedererkennungswert der Cranberries liegt letztlich allein in der magischen Ausstrahlung von Lead-Sängerin Dolores O'Riordan, die dem Bandsound mit kristallklarer und melancholischer Stimme ihren Stempel aufdrückt und fast vergessen lässt, dass es neben ihr noch Instrumente, Melodien und Arrangements gibt.

Die Cranberries waren immer dann am besten, wenn es ihnen gelang, der Schönheit der Stimme von Dolores O'Riordan ausdrucksvolle Melodien und Arrangements entgegenzusetzen, die neben ihr bestehen können, sie unterstützen oder kontrastieren. "Linger" von 1992/93 sowie "Zombie" und "Ode to my family", die beiden Auskopplungen von ihrem 1994er Album "No need to argue", sind vermutlich hierfür die gelungensten Beispiele und wurden zu Recht zu den erfolgreichsten Stücken der Band.

Zu toppen waren diese Hits seither nicht, und auch "Wake up and smell the coffee" wird an die Glanzzeiten der Cranberries nicht anknüpfen können. Es ist zwar kein schlechter Kaffee, der einem serviert wird, aber, um im Bild zu bleiben, ein aufgewärmter, den man schon von den vorigen Alben kennt.

Mehr noch als in der Vergangenheit verlässt sich die Band auf die Wirkung O'Riordans, entsprechend treten die Mitmusiker in den Hintergrund, lassen sich kaum einmal zu einer wirklich originellen Idee hinreißen, allein der Opener vermag durch sanfte und gefühlvolle Harmonien zu überzeugen, der Titelsong durch schrammende Gitarren und eine etwas härtere Gangart. Man wünscht sich weitere Stücke von der sentimentalen Intensität des Songs "Chocolate Brown" - aber leider geht "Wake up and smell the coffee" mit diesem Schlusssong zu Ende.

So gibt es aus Irland, dem Westen Europas, der Heimat der Cranberries, nichts wirklich Neues zu vermelden, keine sensationelle Erweiterung des Band-Horizonts, sondern ein Album auf dem Niveau der Vorgänger. Ihre Fans werden zufrieden, vielleicht begeistert sein, andere werden abwinken wie bei einer lästigen Flugblattaktion in der Fußgängerzone: "Kenn' ich schon".

Vielleicht liegt es aber gar nicht an den Cranberries selbst, dass sie die Erwartungen, die in sie gesetzt werden, nicht erfüllen können; Erwartungen werden schließlich immer von anderen formuliert !

MF / 20.10.2001

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