Sie leben in Schweden, den USA, Portugal, Dänemark, Brasilien oder Deutschland, und doch haben sie eine Gemeinsamkeit: Es ist ihre afrikanische Herkunft, die sie zu diesem Projekt zusammenbringt. "The diaspora for Africa" ist der Versuch, Menschen, die aus verschiedenen Gründen, politischen, künstlerischen oder privaten, in verschiedenen Teilen der Welt leben, aber ursprünglich aus Afrika kommen, miteinander zu verbinden. 
          Zum Beispiel Lou Bega: Der gebürtige Münchener, dessen Coverversion von "Mambo no.5" zum Welthit wurde und dem Sänger sogar eine Grammy-Nominierung einbrachte, ist Sohn eines Uganders. An "The Diaspora for Africa" beteiligt er sich mit dem Titel "Someday", ein fröhlicher, sehr rhythmischer Ethnopopsong mit einem Männer- und einem Kinderchor als Background. Die harmlose Eingängigkeit des Stücks steht dabei stellvertretend für das Problem dieses Projekts: politisch ambitioniert, zudem als Charity-Album für die Armutsbekämpfung geplant - doch künstlerisch bleibt die Compilation mit ihren 20 Titeln weit hinter dem Niveau vieler anderer Veröffentlichungen afrikanischer Musiker zurück. 
          Viele Sounds kommen aus der Konserve, will heißen, aus dem Soundbaukasten des Computers, klingen stereotyp und lassen so viel von dem Reichtum vermissen, der afrikanische Musik sonst immer wieder inspiriert. Allzu viele  Keyboards, die schon den Opener, "Nkosi sikelel' iAfrika/God bless Africa"), einst die Hymne der Anti-Apartheid-Gegner und später sogar Nationalhymne Südafrikas, ins Sphärische abgleiten lassen, nehmen dem Album Tempo, Rhythmus und Gefühl. 
          Einzelne Ausnahmen, wie etwa der Afro-Jazz-Song von Bobby Ricketts und Al Agami ("Wonderful creature"), die allein auf Percussions aufgebaute Samba des Angolaners Micko Leao ("Carnaval imaginario") oder die stimmgewaltige Rosa de Portugal ("Sabe-se-la") werden leider immer wieder von banalen und uninspirierten Konservensounds abgelöst und können das Album letztlich leider nicht retten. So verdichtet sich der Eindruck, dass dem eigentlich interessanten Projekt entweder die künstlerische Vision oder aber das nötige Budget fehlte, um sie umzusetzen. 
          Da die CD als "Vol. 1" bezeichnet wird, ist davon auszugehen, das Fortsetzungen geplant sind. Dem sollte jedoch eine musikalische Neuausrichtung voraus gehen - Thema, Anliegen und Anspruch der Compilation hätten es verdient.
           
          © 
            Michael Frost, 14.05.2008
           TRACKLIST
            01 Zifa  - God bless Africa 
02 Micko Leao - Carnaval Imaginario 
03 Muana Mingiole  - Ko Iyo 
04 Selasee Atinase  - Run 
05 Traciana Graves - Si bon 
06 Anne Seier - No Hay Mas 
07 Lindu Mona  - Roasa Afran 
08 Lou Bega  - Someday 
09 Alain Nkossi Konda  - Mokili 
10 Zifa  - Red Eyes 
11 Bobby Ricketts feat. Al Agami  - Wonderful Creature 
12 Kanda Bongoi Man - I will sing 
13 Tito Sompa & Chris Hedge - Trail of tears 
14 King Kora  - Current boy 
15 Nicole Collins - Fading Spirit 
16 Afrikool Allstars fest. Jim Savitt  - Nothing like we 
17 Bob Bailey  - Light a light 
18 Delmar Brown  - My friend 
19 Sofia De Portugal  - Sabe-se-La 
20 Lindu Mona  - Mama Ue / Outro Interlude