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Heimgekehrt
nach langer Reise


Was für ein Glück: Sie ist wieder da. Cesaria Evora, Herz und Stimme der Kapverdischen Inseln, die "kreolische Billie Holiday" (Pressetext), die Grammy-Gewinnerin und Trägerin des Ordens der Französischen Ehrenlegion, Königin nicht nur von Morna und Coladeira, den beiden typischen Rhythmen ihrer Heimat, sondern der gesamten Weltmusik, hat ein neues Album aufgenommen: "Nha sentimento" ("Mein Gefühl").

Durch die ganze Welt ist sie gereist, seit sie Ende der 1980er Jahre durch Zufall von einem französischen Musikproduzenten in einer Hafenbar von Mindelo gehört und nach Paris geholt wurde. Sie arbeitete mit den berühmtesten Musikern Afrikas, Kubas und Brasiliens, sie sang mit Goran Bregovic und Peter Maffay, und nun ist sie, viele Konzertreisen und einen Schlaganfall später, endlich wieder ganz bei sich angekommen.

Ihre Stimme ist bedächtiger und leiser als auf früheren Alben, womöglich als Folge ihres gesundheitlichen Schicksalsschlags, doch sie verbreitet noch immer die so einzigartige Mischung aus Melancholie, Sehnsucht und Herzenswärme, die ihre Interpretationen immer auszeichneten.

"Nha sentimento" ist in dieser Hinsicht schon fast ein klassisches Album. Produzent José da Silva und Arrangeur Nando Andrade wollten zurück zu den ursprünglichen Rhythmen Mindelos, Evoras Heimatort auf den Kapverden, bevor diese Musik sich im internationalen Kontext veränderte.

So ist "Nha sentimento" eine Fortsetzung ihrer im vergangenen Jahr erstmals auf CD veröffentlichten Aufnahmen aus den 1960er Jahren ("Radio Mindelo"), als Cesaria Evora noch weit entfernt von ihrem heutigen Weltruhm war. Im Unterschied zu früheren Alben, etwa dem gemeinsam mit dem brasilianischen Orchester-Arrangeur Jacques Morelenbaum aufgenommenem "São Vicente di longe" (2001), wirkt die neue CD sehr zurückgenommen und reduziert - und das überraschenderweise, obwohl ihr mit dem "Cairo Orchestra" wiederum ein komplettes, diesmal arabisch gefärbtes Streicherensemble zur Seite stand.

Doch das Orchester hält sich dezent im Hintergrund, selten nur übernimmt es einen eigenständigen Part. Es untermalt in der Hauptsache den ruhigen, sanft dahin treibenden Fluss der Gitarren und der Percussions des Liveensembles von Cesaria Evora, es schmiegt sich förmlich an ihren nicht aus der Ruhe zu bringenden Gesang - beides allerdings in unter die Haut gehender Intensität und Eleganz.

Wer so deutlich erkennbar in sich ruht wie Cesaria Evora, findet auch wieder die Energie für die große Bühne. Schon diesem Jahr trat sie wieder in vielen Städten zwischen Europa und Südamerika auf, weitere Daten für 2010 sind in Vorbereitung. Dann wird sie ihr "geliebtes Mindelo" wieder aus der Ferne mit den Worten ihres Texters Teofilo Chantre besingen:

"Verde Cabo di nhas odjos / Mindelo di nhas maior / 'M qu'rê morrê na bô verde / e vivê na nhas canção".
("Grünes Kap vor meinen Augen / mein geliebtes Mindelo / In diesem Grün möchte ich sterben / und leben in diesem Lied.")

© Michael Frost, 11.10.2009

 

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