"Insomnia" 
                                hieß der Hit, der seinem Namen alle Ehre 
                                machte, und Mitte der 90er Jahre vielen Electro- 
                                und Popfans den Schlaf raubte. Seither ist die 
                                englische Band "Faithless" eine feste 
                                Größe im Grenzbereich zwischen Dancefloor 
                                und Pop. Was viele für unmöglich hielten: 
                                "Faithless" verknüpften auf gelungene 
                                Art und Weise Idealismus, Spiritualität und 
                                sozialkritisches Engagement mit einem Elektrosound, 
                                der sehr oft Unbekümmertheit statt Nachdenklichkeit 
                                ausstrahlte.
                                
                                "Rassismus ist eine Massenvernichtungswaffe", 
                                rappte Sänger Rollo auf einer der letzten 
                                "Faithless"-Singles und spätestens 
                                jetzt hatte auch der letzte Hinterwäldler 
                                kapiert, aus welchem Holz "Faithless" 
                                geschnitzt sind. "Bombs", heißt 
                                der erste Song auf der neuen CD "To All New 
                                Arrivals", auf dem sich die Band erneut von 
                                ihrer sozialkritischen Seite zeigt: Leid und Freud 
                                dieser Welt treffen aufeinander und man fragt 
                                sich unwillkürlich: Wann, wann endlich regiert 
                                nur die Nächstenliebe auf dieser Welt? Ein 
                                Song, der mit seinem Hammerrefrain und dem unerwartet 
                                süßlichen Gesang von Harry Collier 
                                wie eine Bombe im Gehörgang einschlägt.
                                
                                Überhaupt ist es die poppige Seite des Albums, 
                                die dem Zuhörer viel Freude und Gänsehaut 
                                beschert. Letzteres trifft auf den Song "A 
                                Kind Of Peace" zu, mit rauchiger Stimme von 
                                Cat Power vorgetragen, bei dem man es sich so 
                                richtig vor dem Kamin gemütlich machen möchte. 
                                Das ist Lagerfeuerromantik pur!
                                
                                Enttäuscht ist man etwas über die Dancefloor-Seite 
                                des Albums. Kein "God Is A DJ", kein 
                                "Insomnia", kein "Salva Mea" 
                                - wer Smash-Hits sucht, die einem beim Tanzen 
                                die Schweiß auf die Stirn treiben, der wird 
                                vergeblich danach suchen. Ein verkorkster, wirrer 
                                Cure-Remix ("Spiders, Crocodiles & Kryptonistes"), 
                                eine billige "De La Soul"-Kopie namens 
                                "The Man In You" ein paar biedere Soundexperimente 
                                auf dem Keyboard ("Nate's Tune") - da 
                                hatte man sich von "Faithless" mehr 
                                erwartet.
                                Wer sich den Text von "Music Matters" 
                                eingehend zu Gemüte führt, weiß 
                                dass Musik mit Anspruch im Hause "Faithless" 
                                noch immer oberste Priorität hat. 
                                
                                Nur leider hat sich das Ensemble bei einigen Stücken 
                                etwas im musikalischen Ton vergriffen. Da bewahrheitet 
                                sich mal wieder die alte Erkenntnis: Licht und 
                                Schatten liegen oft dicht beieinander.