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Ein neues Zuhause

 

Dass in New Orleans der Jazz entstand, weiß man. Es ist jedoch nicht die einzige musikalische Revolution, die ihren Ausgangspunkt in Louisiana nahm. Die "Cajuns", so der Name der über Kanada in den US-Südstaat gelangten frankophonen Bevölkerungsgruppe, kultivierten einen Sound, in dem sich alte europäische Klänge wie Walzer und Polka mit dem unbändigen Temperament des Wilden Westens mischten. Mandoline, Geige und das spezielle Cajun Akkordeon (ein Knopfakkordeon) gehören zu den wesentlichen Bestandteilen dieser ursprünglichen, rustikalen Musik, die der Pariser Multiinstrumentalist Féloche auf seinem Debütalbum "La vie cajun" auspackt.

Dass sein Album auf dem "Gotan Project"-Label "Ya Basta!" veröffentlicht wird, zeigt bereits die Richtung. Wie das Electro/Tango-Trio entstaubt auch Féloche einen hoffnungslos aus der Mode geglaubten Rhythmus, mischt ihn mit zeitgemäßen (elektronischen) Elementen und gelangt im Ergebnis zu einem überraschend frischen, ungewöhnlichen Sound, der sich deutlich von allem abhebt, was sonst derzeit zu hören ist. Selbst in der agilen Popchanson-Szene dürfte Féloche binnen kurzem eine Sonderstellung einnehmen.

Mit dissonant verfremdeten Mundharmonika-Einlagen, digitalen Club-Beats und seiner überdrehten Mandoline lässt er eine Epoche wieder auferstehen, die immer unter einem schlechten Stern stand: Von der anglophonen Mehrheit stigmatisiert, fristeten die "Cajuns" in Louisiana ein Schattendasein. Erst in den 1970er Jahren wurde Französisch als zweite Amtsprache anerkannt.

Mit Féloche kehrt die Cajun-Kultur nun an ihren Ausgangspunkt zurück, und er gibt ihr an der Seite irischer Trinklieder, Polkas vom Balkan, jamaikanischem Reggae und bretonischen Tänzen ein neues Zuhause.

Videolink: Féloche / youtube

© Michael Frost, 12.09.2010


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