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Die Leichtigkeit
des Blues

 

Kaum waren "The Be Good Tanyas" am Folkhimmel aufgetaucht, löste sich das Frauenquartett auch schon wieder auf. Ursprünglich hatten Frazey Ford, Samantha Parton und Trish Klein mit Jolie Holland ein Quartett gebildet, doch Holland stieg nach dem zweiten Album aus, hatte sie in der Zwischenzeit doch eine international beachtete Solokarriere gestartet.

Die Nähe zu den "Tanyas" verlor sie jedoch ebenso wenig wie Frazey Ford, die ihr nun auf den Solopfad folgt. Skurrile, verspielte, roh und unbehandelt wirkenden Folksongs, für die auch ungewöhnliches Instrumentarium bemüht wird, dazu ebenso unverstellter Gesang - alles wirkt spontan aufgenommen, wie zufällig eingespielt bei einer ausgelassenen Pyjamaparty der Bandmitglieder.

Diesem Ausgangspunkt gegenüber hat Frazey Ford sich allerdings spürbar weiter entwickelt: "Obadiah" ist ein introspektives, ernstes - aber dennoch gefühlvolles Album, das weniger dem spontanen Charme des Indiefolk folgt als vielmehr dem erdigen Blues einer anderen Kanadierin: Joni Mitchell.

Doch Frazey Fords Stimmfarbe ist anders; heller, klarer, höher, mit leisem Vibrato, das ihren Gesang über den Songs schweben lässt und dadurch eine Leichtigkeit vermittelt, die im Blues sonst nicht zuhause ist.

Videolink: Frazey Ford "Firecracker" / youtube  

Auch wer auf das Klappern und Rascheln der Be Good Tanyas-Alben gehofft hatte, wird bei "Obadiah" eine Überraschung erleben, denn die Arrangements basieren fast ausschließlich auf "konventionellen" Instrumenten: Gitarre, Bass, Schlagzeug, was der intimen Atmosphäre des Albums allerdings zugute kommt: Es gibt keinerlei Störgeräusche bei dieser introspektiven Standortbestimmung einer talentierten Bluessängerin, die mit "Obadiah" ein erwachsenes, reifes Album vorlegt.

 

© Michael Frost, 05.09.2010


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