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Magische Landschaft
aus drei Tönen

 

Das Klavier wirkt gedämpft. Der Widerhall seiner Töne wird absorbiert, so wie viele Geräusche des Alltäglichen leiser, weicher und auch langsamer klingen, wenn sie von einer in Schnee eingehüllten Landschaft geschluckt werden. Nils Frahms "Wintermusik" versucht, diese berückende Atmosphäre einzufangen und festzuhalten - und so lange der Winter dauert, lässt sich nachvollziehen, wie sehr ihm das gelungen ist.

Nils Frahm wurde in Hamburg geboren. Seine Vision des Winters ist nachvollziehbar nicht der majestätische Anblick Schnee bedeckter Alpengipfel, es sind nicht die weiß verhangenen Gebirgswälder, nicht die malerischen, tief verschneiten Orte im Tal, die den Januar auf Kalenderblättern zieren.

Sein Winter ist leise, behutsam, zerbrechlich, und er legt sich wie ein hauchzartes Band auf eine ebene Landschaft mit Wiesen und Feldern, die mal durch vorsichtige Sonnenstrahlen beschienen wird, häufig genug aber auch Wolken verhangen und von eher sprödem Zauber ist. Bisweilen wirbelt der Wind - in den machtvollen Klängen eines Harmoniums - die Schneeflocken auf, Schneewehen entstehen und verlangsamen das Leben auf Straßen und Wegen - Norddeutschland im Winter 2010 findet nach vielen Jahren endlich wieder Bilder für einen Zustand, den Nils Frahm zwar beschreibt, aber wenigstens in dieser Region lange nicht erlebt haben dürfte.

"Spiel einen Song, der nur die Noten C, E und G enthält", soll ihm sein dänisch-amerikanischer Kollege Peter Broderick gesagt haben. Aus den drei Tönen zaubert Nils Frahm eine Klanglandschaft von der Magie einer Geschichte von Karen Blixen, die diese auf Zuruf von drei Worten entwickelte.

Neben dem Klavier und dem Harmonium kommt bei Nils Frahm nur noch eine Celesta zum Einsatz, mit deren wunderbar weichem Glockenspielklang herrliche Schneeflockentänze inszeniert werden können - doch in der Hauptsache sind es die Stille und die Verlangsamung von Natur und Kultur, die den Winter - und die Wintermusik prägen. Fasziniert lauscht man der bewusst unspektakulären Schönheit seiner Klänge und wünscht sich, der Winter würde noch ein wenig andauern - wenigstens bis zu Nils Frahms Vertonung des Frühlings.

© Michael Frost, 07.02.2010


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