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Sex und Weltfrieden


So cool kann Hiphop sein: Michael Franti räumt die brennenden Tonnen beiseite, entledigt sich der goldenen Ketten und anderer Devotionalien, die zum Erkennungsmerkmal der Community gehören - und verlegt seinen Sound ins Schlafzimmer. Scheinbar. Denn "Love Kamikaze" trägt den Untertitel "The Lost Sex Singles and Collectors' remixes".

Doch tatsächlich löst das Album auch den politischen Anspruch ein, den Franti in den letzten Jahren aufbaute. Er reiste durch den Irak, Palästina und Israel und dokumentierte die Folgen des Nah-Ost-Konflikts in dem Film "I know I'im not alone". Auch das Album "Yell Fire", das er mit seiner Band Spearhead veröffentlichte, war von seinen Reiseerlebnissen beeinflusst.

"Love Kamikaze" enthält nun eine Sammlung von Songs und Remix-Fassungen, die zwischen 1997 und 2002 entstanden. Laut Franti unterschieden sie sich von dem Sound der Alben, an denen er jeweils arbeitete, so deutlich, dass sie bei der Auswahl der Tracks schließlich herausfielen.

Dennoch ergibt sich auch bei diesen "lost songs" ein roter Faden, trotz der fünfjährigen Zeitspanne, in denen sie entstanden. Michael Franti entwickelt in unterschiedlichen Färbungen seine ungewöhnliches Verständnis der Fusion des Hiphop mit anderen Musikstilen: der Titelsong ist ein flirrend-erotischer Latin-Song im Samba-Rhythmus, "Love me unique" beginnt mit düsteren Triphop-Elementen, "What happens next" verbindet überraschend kantigen Rap mit Funksounds, während der Remix zu "Stay human" vor allem durch die dunklen Drums&Bass-Elemente besticht. Auch die übrigen der insgesamt zehn Stücke haben jeweils eine eigene Färbung, doch sie eint der beständig lässige Groove und die charismatische Präsenz seiner Stimme: samtweich, warm und bisweilen lasziv - doch niemals im Bereich schnulzigen Crooner-Pops.

Das Zusammenspiel unterschiedlicher Genres, die Mischung aus Sex und Weltfrieden in seinen Songs, die charismatische Stimme, all dies macht Michael Franti zu einem ganz besonderen Musiker mit einer klaren Botschaft wie dieser Textzeile aus dem Track "Bomb the world": "You can bomb the world to pieces, but you can't bomb it into peace".

© Michael Frost, 27.01.2008

 


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