Zwar 
          spricht man im allgemeinen von der "November"-Depression, 
          wenn der Herbst die Seele beschwert, doch in Wahrheit ist der Februar 
          viel schlimmer. Der Winter scheint endlos, der Frühling außerhalb 
          jeder Reichweite, und wäre man Zugvogel, man bliebe jenseits des 
          Mittelmeeres - nicht nur wegen der Vogelgrippe.  
          So 
            nutzen wir die kalten Tage, wärmen uns mit Musik und flauschigen 
            Pullovern, vertreiben die Schwermut mit möglichst leichten Sounds, 
            sanftem Funk und Herzenswärme aus Plüsch und stellen aus 
            den wohligsten dieser Sounds ein Mixtape zusammen, als Balsam für 
            die depressive Seele. 
          Ungefähr 
            so muss es zu der Compilation mit dem schönen Titel "Funky 
            Plüsch" gekommen sein. Wie ein "warmer, kuscheliger 
            Lieblingspullover" soll die Sammlung sanft groovender Loungesounds 
            sein, sagt Ralf Ilgner alias "DJ Gärtner", der die 
            Songs zusammen stellte. 
          Und 
            tatsächlich: das Konzept funktioniert. Bossanova-Groove und eine 
            luftige Frauenstimme in spanischer Sprache taucht die Atmosphäre 
            gleich zu Beginn in freundliche Farben, später wird das Tempo 
            angezogen, der Rhythmus wird digital, gleichförmig, hypnotisch 
            - und das Publikum sinkt entspannt zurück, umgeben von Plüsch 
            und funky Beats.
          In 
            dieser Position lassen sich Bands wie Ilya und ihr mondänes Triphop-Chanson 
            ("bliss") tatsächlich am besten genießen. Und 
            selbst, wenn nicht alle Songs dieses Niveau erreichen und die Gehörmuschel 
            bestenfalls im Vorübergehen streicheln - diese unaufdringliche 
            Form ist schließlich Konzept, ganz wie der eingangs erwähnte 
            Pullover: das beste Kleidungsstück ist schließlich dasjenige, 
            das man auf der Haut gar nicht spürt.
           
          © 
            Michael Frost, 25.02.2006