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Düster, schwer -
und voller Leben

 

Düster und schwer sind die Wolken, die Laura Gibsons Album "Beasts of seasons" am Horizont aufziehen lässt. Daran mögen auch manch zart hoffnungsvolle Instrumentierungen nichts ändern: Hier ein verspielter Pianolauf, dort eine zu Herzen gehende Geige, ein Banjo als ultimatives Folk-Utensil, ein Hauch von Bläsern - allesamt vereint in dem Song "Come by storm", der zum ersten Teil des Albums gehört.

Denn Laura Gibson hat "Beasts of seasons" unterteilt. Sie beginnt mit vier Stücken unter dem Motto "Communion songs", die allesamt - und naturgemäß - ein wenig schneller und rhythmischer sind (das gilt vor allem für das wilde "Spiritual") als die nachfolgenden fünf "Funeral songs", in denen sich die aus Portland (Oregon) stammende Sängerin vorzugsweise mit dem Sterben beschäftigt.

Wohlgemerkt: Sie tut dies nicht aus der Perspektive des Todes, sondern um die Bedeutung des Lebens zu unterstreichen. Sie sinniert mit introspektivem Timbre, leiser Akustikgitarre und feierlich erhabenen Bläsern über Existenzielles. Dem Ausblick ihres Fensters auf die verwitterten Grabsteine eines der ältesten Friedhöfe von Portland sei die schwermütige Thematik des Albums zu verdanken. "I have been alive for exactly 29 years, perhaps not as old as the trees, but certainly older the the birds", sagt sie und klingt dabei fast schon lebensweise.

Und wenn man etwa die dramatisch schönen Arrangements zu "Where have all the good things gone?" hört, möchte man wirklich kaum glauben, dass hier eine Endzwanzigerin ihr zweites Album vorstellt - andere gelangen auch Jahre später nicht zu vergleichbarer Intensität und Tiefe.

In ihren Songs berühren sich schonungslose, verletzliche Selbstoffenbarung und die epische Tradition von Blues und Folk. Was die Musik nicht erzählt, ergänzen die Worte - und umgekehrt. So gelingen der Musikerin auf "Beast of seasons" immer wieder unter die Haut gehende, intime Momente, frappierend in ihrem unvorhersehbaren Ablauf, wie in "Sweetest deception", einem besonders expressiven Stück der "Funeral songs": Selten verursachten Lieder über Tod und Sterben solche Gefühle von Lebendigkeit und Glück.

© Michael Frost, 08.10.2009


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