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Zu Gold verwandelt


In Nordeuropa gibt es eine sehr lebendige Szene, die sich mit alten musikalischen Traditionen befasst. Es ist dabei durchaus erstaunlich, mit welchem Engagement und welcher Akribie junge Musikerinnen und Musiker den historischen Wurzeln und Verzweigungen der skandinavischen Kulturen nachspüren - und wie es ihnen immer wieder gelingt, das alte Material für die Gegenwart nutzbar zu machen.

Die finnische Gruppe Gjallarhorn ist seit 1998 fester Bestandteil dieser agilen Szene. Mit "Grimborg" legt das Quartett nun bereits das dritte Album vor, das sich erneut der mittelalterlichen Musik Finnlands, Schwedens und Norwegens widmet. Sängerin Jenny Wilhelms, Tommy Mansikka-Aho (Didgeridoo und Percussion) Adrian Jones (Viola, Mandola) und Sara Puljola (Bass, Schlagzeug und Percussion) erschaffen aus den finsteren Menuetten und Balladen kraftvolle Epen, die im Kopf des Zuhörers einen wahren Bildersturm voller mythischer Gestalten erzeugen.

"Die Texte der mittelalterlichen Balladen auf diesem Album handeln alle von Verwandlungen", schreiben Gjallarhorn in ihrem Begleittext. Die Lieder erzählen von geheimen Liebschaften ("Tora lille"), Begegnungen mit dem König der Elfen ("Herr Olof"), oder die rührende Geschichte von dem König, der sich als Seemann verkleidete um herauszufinden, ob seine Angebetete ihn auch als einfachen Mann lieben würde ("Vallevan").

Gjallarhorn erzählen ihre Sagen, Mythen und Legenden mit all der magischen Kraft ihres Inhalts. Die Symbiose von Wort und Ton, von Text und Melodie beeindruckt ungemein. Man mag deshalb kaum glauben, dass in der Regel nur die Texte historische Überlieferungen sind, während die Musik überwiegend von der Gruppe selbst komponiert wurde.
Fast klingt es, als sei ihnen mit den Mitteln der Musik gelungen, wovon sie in "Konungadöttrarna" (Die Königstöchter) erzählen: Das Lied handelt von den beiden Prinzessinnen, die nun, nachdem sie einst von den Trollen entführt worden waren, die Kunstfertigkeit besitzen, einfache Wolle in pures Gold zu verwandeln.

© Michael Frost, 22. November 2003


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