Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Ahora vamos!

 

Auf der einen Seite ist die lateinamerikanische Musik der letzten Jahre von den charmanten, aber letztlich doch etwas mit Patina belegten Platten des Buena Vista Social Club geprägt. Auf der anderen Seite bestimmen hoch glänzende Popstars wie Shakira das Bild eines überkommerzialisierten, inzwischen fast blutleeren Genres: Kein Herz, keine Leidenschaft, da pulsiert höchstens noch die Geldmaschine.

Da lobte man sich das kleine Label "Übersee Records", das es immer wieder verstand, unbekannte Bands aus Argentinien, Uruguay und anderen Teilen Südamerikas über den Atlantik zu holen, die einer nach "echten", lebendigen Sounds gierenden Fangemeinde ordentlich einheizten - und davon nicht genug bekommen können.

Gut also, das mit der Grupo Fantasma nun Verstärkung nach Europa kommt, wenn auch aus unerwarteter Ecke: Die vielköpfige Band um ihren Gitarristen und Produzenten Adrian Quesada stammt nämlich aus den USA. Dort ist sie schon seit zehn Jahren aktiv, hat einen Plattenvertrag bei dem hauseigenen Label der "National Geographic" und ist, wie der Pressetext zu ihrem Album "El Existential" glauben machen will, auch "legendär".

Warum eigentlich nicht? Grupo Fastasma hat alles, was man sich wünscht, wenn man sich in lauer Sommernacht auf den Weg zu einem Konzert in irgendeinem Latin-Club macht; vielleicht sogar noch mehr. Oder schon zu viel, denn für die Albumproduktion waren neben den zehn Bandmitgliedern mehr als ein Dutzend Gastmusiker von Nöten. Sie alle erzeugen exakt den Ohren und Verstand betäubenden Sound, der Rhythmen von Salsa, Merengue, Samba und Cumbia überhaupt erst zum Leben erweckt.

Obgleich sie die Stile variieren, reißt das irrwitzige Tempo einfach nicht ab. Sowohl Gesangspartien, Bläsersequenzen als auch die Percussions, die den Sound ständig anfeuern, sind brilliant. Zusätzlicher Reiz entsteht durch die E-Gitarre Quesadas, der sein Spiel mal bei - natürlich - Carlos Santana, mal bei den Meistern des Afrobeats entlehnt zu haben scheint.

Dass man diese Musik nur laut hören darf, versteht sich von selbst. Erst dann nämlich entfaltet sich der mitreißende Sound vollends, bringt das Blut zum Kochen und könnte sogar den sterilen Mainstream-Stars der Szene neues Leben einhauchen. Ahora vamos!

 

© Michael Frost, 01.08.2010


[Archiv] [Up]