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Liebeserklärung
an die Musik

von Hans Happel

 

Sie haben vor mehr als 30 Jahren zuletzt zusammen gespielt, sie gehören längst zu den legendären Gestaltern der Jazz-Geschichte, beide lieben das Great American Songbook, auf das sie sich immer wieder beziehen, jetzt haben sie ein Duo-Album veröffentlicht, auf dem sie in minimalistischer Schönheit zeigen, wie zwei Altmeister mit einigen ihrer Lieblingsstücke umgehen.

Charlie Haden und Keith Jarrett müssen weder sich noch anderen irgendetwas beweisen. Höchstens das eine: Es ist die Musik, der sie in aller Gelassenheit dienen, es sind die schönen, die leichten, die eingängigen Songs, die sie in den Mittelpunkt dieses Albums stellen, deren Aufnahmen im Jahr 2007 im Studio von Keith Jarrett gemacht worden.

Die beiden hatten sich angesichts von Dreharbeiten zu einem Dokumentarfilm über Charlie Haden getroffen und beschlossen, noch einmal völlig zwanglos zusammen zu spielen. Vier Tage lang schlossen sie sich ins Studio ein: sie verzichten auf „hippe Soli“ – Keith Jarrett nennt es so in seinen Linernotes -, sie verzichten auf groß angelegte Improvisationen, sie spielen einfach drauflos und entwickeln dabei eine innere Ruhe, eine Weisheit, die aus diesen Aufnahmen so eindeutig herausstrahlt, als wollten beide Musiker noch einmal entschieden für eine Entschleunigung der Musik plädieren, für eine Wieder-Entdeckung der Langsamkeit, die in den 70-er Jahren zeitweilig tonangebend war, damals aber gar nicht unbedingt frei war von einer künstlich ins Meditative überdrehten Verlangsamung.

In diesem kleinen Studiokonzert aus dem Jahr 2007 ist alle Künstlichkeit weggeblasen: die Tempi richten sich nach dem inneren Gewicht der Vorlagen, und wenn „No moon At All“ leicht groovy daherkommt, dann liegt die Betonung auf leicht, so wie umgekehrt ein Evergreen wie „Goodbye“ bei allem melancholischen Sentiment nicht ins Schwere fällt: Hier sind zwei Klassiker am Werk, die nur noch mit wenigen Strichen, mit wenigen Griffen, mit wenigen Akkorden und mit leisen solistischen Umspielungen und Einwürfen der gemeinsamen Musik folgen, und dies in aller Demut.

„Jasmine“ heißt dieses Album und der Titel erinnert daran, dass die acht hier eingespielten Songs vor allem eins sind: Liebeslieder. „Jasmine“ ist eine Liebeserklärung an die Musik.

© Hans Happel, 08. August 2010


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