"Jazz
ain't nothing but soul, trumpets, saxophones, rhythm making love ..."
- Caroline Henderson hat eine fest umrissene Vorstellung von dem, was
sie tut. Ihr Albumtitel ist entsprechend formuliert: "Love or nothin'"
- Liebe oder gar nichts; Kompromisse ausgeschlossen.
Klare
Linien, eine hörbare Vision und ihre konsequente Umsetzung -
mehr kann man sich von einem gelungenen Album kaum wünschen.
Doch Caroline Henderson, Wahl-Dänin amerikanischer Herkunft,
die zu den prägnantesten Köpfen (und Stimmen) der lebendigen
Jazz-Szene Skandinaviens gehört, kann noch einiges mehr.
So
überzeugt sie sowohl in der Marlene Dietrich-Pose (der Albumtitel
entstammt nämlich ihrer englischen Coverversion des Holländer-Chansons
"Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt")
als auch mit neueren Sounds: "The crying game" (Dave Berry-Charthit
von 1964), Michelle Ndgeocellos "Outside your door" oder
Tom Waits' "Nobody".
Vier
Songs schrieb Caroline Henderson selbst, gemeinsam mit Søren
Siegumfeldt, darunter "New day", einen der stärksten
Titel des Albums, ausladend arrangiert und perfekt inszeniert, und
Caroline Henderson kann die ganze Stärke ihrer Stimme ausspielen,
die ihre Leidenschaft nicht nur für Jazz und Soul, sondern hier
auch für Gospel verrät.
Ein
wenig mehr als Trompeten und Saxophon verlangt ihr Konzept dafür
allerdings doch. Mehr als ein Dutzend Musiker waren an den Aufnahmen
zu "Love or nothing" beteiligt, darunter eine Stammformation
mit Jesper Nordenström (p), Paolo Russo (keyb), Anders Christiansen
(b), Kresten Osgood (dr) und Niclas Knudsen (g). Gäste wie der
Rapper Al Agami, Türkman Souljah (scratch) und die Gastsänger
Bobbi Henderson und Rockie Charles kommen hinzu und geben den Songs
eine neue Richtung.
So
vielseitig, so beglückend und stimmungsvoll ist dieses Album
- immer stilsicher im Grenzbereich zwischen Jazz, Soul und Pop, am
liebsten dort, wo das eine Genre aufhört, das andere jedoch noch
nicht begonnen hat - eine Gratwanderung, an der nicht eben wenige
ihrer Kollegen vor ihrer scheiterten. Nicht so Caroline Henderson,
denn sie bewahrt ihre feste Vorstellung vor dem Absturz: "Jazz
ain't nothing but soul, trumpets, saxophones, ..." - und sonst
gar nichts.
©
Michael Frost, 28.01.2007