José 
          Angel Hevia ist der aufgehende Stern am spanischen Folk-Himmel. Dabei 
          ist es nicht etwa der Flamenco, um den er sich verdient machen würde, 
          sondern ein Instrument, das wir gemeinhin nördlicher beheimatet 
          vermuten: der Dudelsack.  
          Hevia 
            spielt auf dem Dudelsack aber keine schottischen Volksweisen, sondern 
            die Musik Asturiens, seiner spanischen Heimat, in der das Instrument 
            "Gaita" heißt - und das mit internationalem Erfolg. 
            Sein Album "Tierra de Nadie" (mittlerweile unter dem englischen 
            Titel "No-Man's-Land" auf dem Markt) stürmte die Charts 
            sowohl in Spanien als auch in Ungarn und Italien. Fraglos ist Hevia 
            in eine echte "Marktlücke" gestoßen. 
          Hevias 
            Musik ist Instrumentalmusik, die sich ausgehend von ihren asturischen 
            Wurzeln in ganz Europa "bedient" und demzufolge sowohl keltische 
            als auch griechische und zentraleuropäische Einflüsse in 
            sich birgt. Obwohl wir es im besten Sinne mit "traditioneller" 
            Musik zu tun haben, d.h. mit Folklore, so klingt "The other side" 
            doch zeitgemäß und neu. Unterlegt mit aktuellen Beats sind 
            Hevias Stücke nicht nur melodiös, kraftvoll und leidenschaftlich, 
            sondern auch absolut tanzbar und mitreißend.
          Hevias 
            Musik ist außerdem Beleg dafür, wie eng die verschiedenen 
            europäischen Kulturen voneinander beeinflusst und miteinander 
            verwandt sind. So könnte "The other side" über 
            einige Strecken auch die Musik eines neuen Programms der irischen 
            Tanz-Gruppe "Riverdance" sein. 
          Über 
            Jahrhunderte haben sich die europäischen Völker gegenseitig 
            inspiriert, weiterentwickelt und - aller Auseinandersetzungen und 
            Kriege zum Trotz - zu neuer Blüte angespornt. José Angel 
            Hevia, der sich für "The other side" Unterstützung 
            sowohl aus der Bretagne als auch aus Prag und Griechenland holte, 
            bewegt sich letztlich genau auf diesen historischen Pfaden. 
          Durch 
            die Einbindung so vieler Fragmente gibt es stets neues zu entdecken. 
            Und auch wenn die schnarrenden "Bagpipes" für "normale" 
            mitteleuropäische Ohren gewöhnungsbedürftig sind, so 
            erschließt sich doch auch dem ungeübten Hörer die 
            Vielfalt der Töne und Rhythmen. Dafür sorgt bereits der 
            Einfluss des Pop in den Titeln, der den internationalen Erfolg des 
            Albums sicherlich erleichtert hat. Puristen werden sich daran reiben, 
            aber letztlich öffnet uns Hevia nur eine Tür zur Musik seines 
            Landes. Hineingehen müssen wir schon selbst.
           
          AG 
            / 02.06.01