vorschau  HOTEL BOSSA NOVA
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Latin-beseelte Spielfreude


Nach den vielen Neuveröffentlichungen zum 50. Geburtstag der Bossanova sollte man meinen, dass die bossa, die Welle, langsam wieder abebben würde. Doch unversehens ist es ausgerechnet eine deutsche Band, die das Thema wieder auf den Schreibtisch des Rezensenten spült, der es zunächst etwas widerwillig angeht (angesichts der winterlichen Außentemperatur und des gefrierenden Sprühregens wirkt jeder Anflug tropischer Lässigkeit wie eine unverschämte Provokation). Doch die Skepsis weicht schnell dem schlechten Gewissen, dass man dieses hörenswerte Album beinahe achtlos zur Seite gelegt hätte.

"Hotel Bossa Nova", so der nicht eben originelle Name des Bandprojekts von Liza da Costa (Gesang), Tillmann Höhn (Gitarre), Alexander Sonntag (Kontrabass) und Wolfgang Stamm (Schlagzeug, Percussions) aus Wiesbaden, überzeugt mit einer ungleich einfallsreicheren, entwaffenden Melange aus Bossa Nova, Jazz, Samba und Latinpop. Selbst auf die saudade des portugiesischen Fado möchte die Band verweisen, doch tatsächlich liegt ihre Stärke im rhythmischen Groove, bei dem Sonntags Kontrabass eine auffallend dominante Rolle spielt. Auch die Gitarre wechselt die Stile regelmäßig: Höhn sind südamerikanische Rhythmen offenbar ebenso vertraut wie Jazz und sogar Flamenco.

Luiza da Costa, einer in Deutschland groß gewordenen Portugiesin, überragt zudem mit einem Timbre, das weit weniger zart und zerbrechlich wirkt als viele ihrer brasilianischen Kolleginnen, gut vorstellbar, dass sie sich auch in Richtung Soul und Blues weiterentwickeln könnte.

So ist es die latin-beseelte Spielfreude der vier Mitteleuropäer, die den enormen Unterhaltungswert von "supresa" ausmacht, das fast ausnahmslos aus eigenen - überraschend temporeichen - Songs besteht. Lediglich vor dem unverwüstlichen Bossanova-Klassiker "Corvocado" konnten auch da Costa & Co. nicht halt machen, schließlich ist die Jobim-Komposition ein Schlüsselstück des Genres. Wunderbar anzuhören, wie souverän Hotel Bossa Nova den Klassiker in ihr eigenes Repertoire mit seinem besonderen Stil einbinden.

So steht "Hotel Bossa Nova" im 51. Lebensjahr der Bossa Nova da als Beweis der ungebrochenen Lebendigkeit eines Stils, der sich offenbar in der Blüte seines Lebens befindet und die Musikwelt weit über Brasilien hinaus - selbst bis in das ferne, südamerikanischer Leichtigkeit gemeinhin unverdächtige Wiesbaden - infiziert hat.

© Michael Frost, 15.02.2009


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