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Wie viel Laut
erträgt das Leise?


Nur vier Jahre liegen zwischen ihrem ersten Album "Little things" und "Blood from a stone". Dazwischen: ein "Berlin-Album", aufgenommen, während Hanne Hukkelberg in der Rykestraße Nummer 68 wohnte. So nannte sie dann auch die CD.

In diesen vier Jahren scheint einiges passiert zu sein. Vor allem ist die Leichtigkeit, mit der Hanne Hukkelberg bei ihrem Debüt Töpfe, Gläser und den Besteckkasten in ihren Sound einbaute, nahezu komplett verschwunden. Schon vergleicht man sie mit Siouxsie and the Banshees oder Kate Bush. Zwischen "New Wave und No Wave" sieht sie selbst ihr drittes Album angesiedelt, das ungewohnt druckvoll daherkommt und zudem ungewohnt opulent arrangiert ist: Um ein Haar wäre ein Rock-Album daraus geworden.

Davor bewahrt sie letztlich nur der weiterhin vorhandene Hintersinn, das Gespür für Schräges, Abseitiges und Verschrobenes, das sie als skandinavische Songwriterin erkennbar macht: Jenny Wilson, Anja Garbarek, Stina Nordenstam und Katarina Nuttall lassen grüßen.

Interessanterweise entstand ausgerechnet dieses bisher lauteste Album der Osloerin in der kompletten Abgeschiedenheit einer Insel in der Nähe des Polarkreises - im Unterschied zu den betont leisen und fragilen Songs, die sie vor zwei Jahren in Berlin einspielte. Auf der kleinen Insel Senja, so meint man, habe Anja Garbarek feststellen wollen, wie viel Laut das Leise ertragen kann.

Der Kontrast scheint für ihre Arbeit folglich ein wichtiges Element zu sein. So kommt der Albumtitel, "Blood from a stone", nicht von ungefähr. Doch ob es ihr gelingt, mit ihren zum Teil erstaunlich feierlichen, melodramatischen und donnernden Sinfonien wie "Salt of the earth", totes Mineral zum Leben zu erwecken, bleibt an dieser Stelle offen - wie die abschließende Bewertung des spröden, sperrigen Albums insgesamt.

Denn Hanne Hukkelberg wirkt einerseits experimentell, doch andererseits noch unentschlossen, wohin ihr Weg führen soll. Viele Lieder, etwa "No one but yourself", wirken unfertig, nicht zu Ende gedacht, fragmentarisch. Es ist, als habe sie sich auf den Weg gemacht, dabei aber noch kein Ziel vor Augen. Mit dem nächsten Album sieht man vielleicht klarer.

© Michael Frost, 14.08.2008


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