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Kostbares aus
Spülbürsten und
Topfdeckeln


Traditionelle Instrumente stehen bei Hanne Hukkelberg nicht sonderlich hoch im Kurs. "Little things", das sind für sie Alltagsgegenstände, wie sie in jedem Haushalt zur Verfügung stehen und zu alltäglichen Zwecken genutzt werden. Hanne Hukkelberg jedoch hat für diese Gegenstände eine andere Verwendung.

Man stellt sie sich vor, sitzend, vielleicht in ihrer heimischen Küche in Kongsberg oder Oslo, wo sie studierte, umgeben von Töpfen und Pfannen, Gläsern und Flaschen, Dosen aus Blech und Plastik, auf die sie nach Belieben eintrommelt, hier und da eine Topfdeckel fallen lässt, während sie das scheppernde Geschirr mit unter die Haut gehende Blues-Stimme begleitet.

Überhaupt hätte "Little things" ein fantastisches Blues-Album in der Tradition einer Billie Holiday werden können. Auch Hanne Hukkelberg, obgleich erst 26 Jahre jung, hat etwas von deren tiefgründiger Stimmfärbung. Andererseits erinnert manches Arrangement an den schrägen Charme eines Tom Waits, manche Gesangspassage an die verschüchterte Stina Nordenstam. Doch, wie bereits gesagt: Traditionen sind für Hanne Hukkelberg ohne Bedeutung, und so verzichtet sie auf die explizite Annäherung an klassische Größen und geht statt dessen ihren eigenen, ungewöhnlichen Weg.

Hanne Hukkelberg experimentierte vor, während und neben ihrem Studium an der Osloer Nationalakademie so ziemlich mit allen Musikrichtungen, um sich schließlich auf die reduzierte Form zurückzuziehen, die "Little things" zu einer kleinen Kostbarkeit aus Spülbürsten, tropfenden Wasserhähnen und klingenden Gläsern werden ließ.

Die wenigen wirklichen Musikinstrumente, die sie zur Verfeinerung ihrer Arrangements benötigte, holte sie sich von verschiedenen Kollegen aus Norwegens quirliger Musikszene, darunter u.a. Xploding Plastix und der Produzent Kare Christoffer Vestrheim, der Keyboards und Samples beisteuerte. Ihre subtile Mischung aus Alltagsgeräuschen, Instrumenten und Gesang hebt die Grenze zwischen Interpret und Zuhörer gewissermaßen auf, denn viele der Klänge von der CD könnten durchaus aus dem eigenen Haushalt stammen. Und so kann man dem Hukkelberg'schen Gläserklirren nach eigenem Belieben noch das eine oder andere Küchengeschirrgeräusch hinzufügen.

© Michael Frost, 02.06.2005


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