Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Europa aus Musik
und Rhythmus


Das vielstimmige Kollektiv "Jaune Toujours" um Bandsänger Piet Maris gehört mit seinem Alternativsound aus Reggae, Chanson, Punk, Ska und Rock längst zum etablierten Kern international erfolgreicher Multikulti-Bands. Trotzdem ist es Jaune Toujours gelungen, das Image einer munteren, spontan agierenden Straßenmusiker-Kombo zu bewahren. Gern nehmen sie ihre Studioalben unter Live-Bedingungen auf, so zuletzt 2006, als sie "Club" vor dem begeisterten Publikum im Brüsseler "Ancienne Belgique" einspielten.

Für die neue CD, "Kolektiv" benannt, fanden die acht Musiker dann doch den Weg ins Tonstudio. Die neuen Arrangements, insbesondere die hitzigen Bläsersätze (Saxophon, Trompeten, Flügelhorn) bedurften sicherlich mehrmaliger Einspielungen, um schließlich den vollen Sound zu erreichen, der "Kolektiv" die rasante Atmosphäre gibt.

Der professionelle Rahmen tut der ursprünglichen, immer nach Spontaneität und Improvisation klingenden Atmosphäre allerdings keinen Abbruch. "Bienvenue chez moi" - Willkommen bei mir -, so der Opener Album "Kolektiv" ist als Einladung in den Band-eigenen Kosmos zu verstehen, in dem französische Chansons mit flämischer Sprache versöhnt werden, jazzige Rhythmen und Gypsy-Brass, Latingroove und Polka, Drums&Bass mit altbackener Folklore.

Fast atemlos hetzt die Band durch Stile und Rhythmen. Das so schwerfällig aussehende Akkordeon erreicht unter den Fingern von Piet Maris ungeahnte Beweglichkeit, Rhythmus und Tempi wechseln so schnell und überraschend wie die Sprachen, manchmal auch mitten im Lied, zwischen Französisch, Englisch, Flämisch.

Manche sehen darin einen Widerspruch, dass dieser wildwüchsige Sound ausgerechnet aus der Bürokratenhochburg Brüssel kommt. Doch genau dies sollte (gerade im Umfeld der Wahlen zum EU-Parlament) Hoffnung machen: Es gibt ein Europa jenseits von Verwaltungen und Verordnungen, ein pulsierendes Europa aus Fleisch und Blut, eines aus Musik und Rhythmus - und vor allem ein Europa, das nicht ausgrenzt, sondern seine Vielfalt lebt.

© Michael Frost, 01.06.2009

 


[Archiv] [Up]