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Urbaner
Multikulti-Sound


Der Erfolg ihres Debüts im Jahr 2006 hat offenkundig niemanden mehr überrascht als die Band selber. "Wir waren nichts als eine kleine, unscheinbare Band aus Belgrad, aber nach dem Erfolg unserer ersten CD sind wir um die halbe Welt getourt", sagt Dragan Ristic, Bandleader von Kal. Das Besondere seiner siebenköpfigen Band ist wohl, dass sie sich nicht mit traditioneller Roma-Musik vom Balkan zufrieden gibt, sondern ein musikalisches Statement für die Gegenwart formuliert. "Gypsy Rockabilly" hieß das vor drei Jahren, und heute nennt Ristic den Kal-Sound ebenso augenzwinkernd wie selbstbewusst "Rock'n'Roma".

Tatsächlich: Kal rockt, und zwar nicht zu knapp. "Radio Romanista" ist schon dem Titel nach ein freundlicher Gruß an Manu Chaos "Radio Bemba"-Projekt und Amadou & Mariams "Radio Bamako" - hier jedoch gewissermaßen aus einer osteuropäischen Sendezentrale, die bislang noch ein wenig im Schatten der weltmusikalischen Öffentlichkeit steht.

Kal - als selbst ernannte "gypsy rebels" - benötigen auch weiterhin keine elektronischen Zutaten für ihren aufwühlenden Sound aus Rock, Punk und Balkan-Pop. Ihre Musik ist traditionell und gleichzeitig hochaktuell, immer voller Temperament und Leidenschaft - und formuliert gleichzeitig einen emanzipatorischen Anspruch. In den Liedern geht um die Selbstbestimmung der Roma, den Traum des heimatlosen Volks nach einem eigenen "Romanistan", wo man endlich einmal nicht die ausgegrenzte Minderheit sein würde - ein Traum, der die Roma seit Jahrhunderten begleitet.

Auch wenn dieser Traum wohl weiterhin unerreichbar scheint, in ihrer Musik kommen Kal ihm denkbar nahe. Sie formulieren mit großem Selbstbewusstsein den Anspruch auf kulturelle Selbstbestimmung. "Radio Romanista" sendet sein eigenes Programm, es ist keiner Mehrheitsgesellschaft verpflichtet, muss kein Klischee mehr bedienen oder sich fremden Herren unterordnen. Und ganz nebenbei etablieren Dragan Ristic und seine Band Belgrad als Metropole eines neuen, furiosen und sehr urbanen Multikulti-"Rock'n'Roma".

© Michael Frost, 27.12.2008

 


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