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Vorbild für die Modernität der Tradition

 

Er gehört seit vielen Jahren zur Elite der afrikanischen Popmusik und ist neben Youssou N'Dour der bekannteste Musiker des Senegal: Baaba Maal. Mit "Television" meldet er sich nach langer Solo-Pause (sein letztes Album erschien vor acht Jahren) mit neuen Songs zurück. Doch untätig war er nicht: Seine Kooperationen mit Kollegen sind ebenso zahlreich wie klangvoll: Grace Jones gehört dazu, Catherine Ringer, Antony and The Johnsons und Marianne Faithfull.

"Television" wird Fans begeistern und neue hinzugewinnen, denn der Sound ist gewohnt rhythmisch, eingängig, sehr pop-betont und damit wohl für ein internationales Publikum produziert. Doch der eigentliche Reiz kommt wiederum aus der Verarbeitung westafrikanischer Musiktraditionen, Sprachen und natürlich der Thematisierung von Lebensumständen und politischen Missständen.

Videolink: Baaba Maal "Television" / youtube  

Neben Wolof und Fulani, den wichtigsten Sprachen im Senegal, wird auf "Television" auch Französisch, Italienisch und Englisch gesungen. Für den italienischen Gesangspart arbeitete Baaba Maal mit Sabina Sciubba, der Leadsängerin der "Brazilian Girls".

Die babylonische Sprachenvielfalt auf dem Album ist also ein wenig wie der Gegenstand, der ihm seinen Namen gab: "Television". In Windeseile lässt sich zwischen Sprachen, Genres und Kulturen switchen, lassen sich Themen abhandeln und neue Probleme erörtern - eine Fähigkeit, die auch Baaba Maal besitzt und die er trotzdem, bezogen auf den Vormarsch des Fernsehens in Afrika, durchaus kritisch sieht: "Der Fernseher ist wie ein Fremder, den man nicht zu sich nach Hause eingeladen hat. Man weiß kaum etwas über ihn, er scheint einfach aus dem Nichts zu kommen und bringt Neuigkeiten mit."

Sicher steht zu befürchten, dass alte Traditionen, etwa die mündliche Geschichtsüberlieferung durch die griots in dem Maße verloren gehen, wie neue Medien diese Aufgabe übernehmen, doch andererseits hängt es von Musikern wie Baaba Maal ab, Altes zu bewahren und so zu erneuern, dass es von jüngeren Generationen akzeptiert und hoch gehalten werden kann. Und mit dieser Fähigkeit gehört er zu den Vorbildern der stetig wachsenden und immer selbstbewusster auftretenden Musikszene in vielen Ländern Westafrikas.

© Michael Frost, 01. August 2009

 


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