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Neuer Stern am Folkhimmel
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel

 

Laura Marling, von manchem Kritiker gern als Wunderkind des modernen britischen Folk geadelt, meldet sich mit ihrem neuen Opus "I Speak Because I Can" zurück. Ein Albumtitel der den Nagel auf den Kopf trifft, denn auf ihrem zweiten Album zeigt sich die Singer-Songwriterin aus dem englischen Hampshire lyrisch gereift.

Die junge Sängerin, die gerade mal 20 Lenze zählt, schlüpft in verschiedene Frauenrollen, verarbeitet dabei auch allerhand persönliches: In "Alpha Shallows" spielt sie eine Dame, die einen Mann begehrt, sich zugleich aber vor ihm fürchtet. In der autobiographischen Weise "Goodbye England" ist es ihre eigene Kindheit, die ihr die Rolle einer Tochter zuträgt.

In einem Interview kann sie sich noch gut daran erinnern, wie sie einst als Kind mit ihrem Vater zur Kirche spazierte. "Ich erinnere mich, wie mein Papa sagte: "Bitte sorge dafür, dass ich noch einmal hierher komme, bevor ich sterbe." Doch die Protagonistin des Liedes scheut sich, ihrem Vater diesen Wunsch zu erfüllen...

Der Song ist zugleich eine wundervolle Liebeserklärung an das ländliche England. In fast schon euphorischem Ton schwärmt sie: "And I never love England more than covered in snow." Alte Liebesbriefe und Tagebucheinträge aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, die sie als Abdruck in einer Zeitung fand, inspirierten sie zu dem Song "What He Wrote".

Es gäbe noch so viel zu erzählen über Marlings wundervolle Poesie, die nie an der Oberfläche hängen bliebt, sondern menschliche Emotionen in bildhafter Sprache spürbar werden lässt und auf den Punkt bringt. Wenden wir uns der Musik zu, auf der sich die 20-jährige mit ihrer glockenhellen, ausdrucksstarken Stimme, nicht minder talentiert zeigt. Unterstützt von Musikern der Gruppen "Mumford & Sons" und "Noah And The Whale" - letztere hatte sie einst mit aus der Taufe gehoben - klingen die Arrangements noch voller, ohne überladen zu wirken.

Einer der musikalische Höhepunkte ist der Song "Alpha Shallows", der mit klassischen Gitarrenakkorden beginnt, ehe dann mit Violinen, Zither und feierlichen Backgroundchören eine Dynamik entfaltet wird, die dem Zuhörer regelrecht die Gänsehaut aufzieht, ehe das Ganze in einem hymnischen Chorgesang mündet. Im darauf folgenden "Goodbye England" mit seinen lieblichen Flötentönen zeigt sie sich von ihrer zärtlichen, romantischen Seite.

Mit ihrem zweiten Werk wird auch dem letzten Zweifler klar: Ein neuer Stern am Folkhimmel ist aufgegangen!

"Laura Marling: I speak because I can"
ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, Juni 2010


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