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Fremdes Spanien


Man muss Stereotypen überwinden, um sich dem Flamenco-Gesang von Mayte Martín nähern zu können. Denn ihre Art des Flamenco hat mit dem, was man außerhalb Spaniens als solchen kennt, kaum etwas zu tun. Mayte Martíns Flamenco ist nicht etwa temperamentvoller Pop à la Gypsy Kings, sondern dramatischer und sehnsüchtiger Gesang, bei dem sich Rhythmus und Instrumentierung der Stimme unterordnen - "minimalistisch arrangiert", so könnte man sagen, oder: Mayte Martín singt in die Stille hinein.

Mayte Martín entführt in die Fremde. In ein fremdes Spanien, dessen Seele sich nicht an der Oberfläche erschließen lässt; in die verstörende Schönheit dieser Musik muss man eintauchen, man muss bereit sein, sich ihr ganz hinzugeben, sonst wird man ihr Wesen niemals erahnen können.

Wie der Blues einer Billie Holiday oder der Fado einer Amalia Rodriguez verbreiten auch die Flamenco-Lieder von Mayte Martín eine Atmosphäre geradezu elektrisierender Spannung, einen Raum für Leiden und Leidenschaften, in dem sie ein ganzes Universum der Liebe, Enttäuschung und Verzweiflung ausbreitet. Mayte Martín singt nicht bloß, sie erzählt, flüstert oder fleht, die Bandbreite der Stimmungen, die sie mit ihrer Stimme zu erzeugen in der Lage ist, scheint gleichsam unendlich.

Das Repertoire ihres aktuellen Albums "Querencia" besteht aus Adaptionen traditioneller Stücke und Texte. Mit deutlichen Worten bekennt sich Mayte Martín zu diesen alten Liedern:

"Die Texte, die es schon gibt, sind wunderschön, klassisch. Und schöne, gutgemachte Sachen kommen nie aus der Mode. Die modernen Texte verstehe ich nicht, sie sagen mir nichts, und meiner Meinung nach fehlt ihnen die Ehrlichkeit."

"Querencia" wurde bei den Latin Grammy Awards 2001 bereits als bestes Flamenco-Album ausgzeichnet. Die jetzt auch in Deutschland erschienene Ausgabe enthält im Booklet dankenswerterweise auch die deutschen Übersetzungen ihrer Texte sowie ein neunminütiges Video mit Sequenzen von ihren gemeinsamen Auftritten mit der Flamenco-Tänzerin Belén Maya.

Michael Frost, 04. Mai 2002

 

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