Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Die Leere zwischen
den Zeilen


Ob sie die verführerische Eva gibt, die sehnsüchtig ihren Liebsten erwartet ("Adam, I'm still here alone ..."), oder die bissige Beobachterin, die sich über männliches Heldentum lustig macht ("Pretty horse"), K.C. McKanzie erzählt ihre Songs stets mit der gleichen, stillen Authentizität. In direktem Zusammenspiel von Melodie, Arrangements, Text und Gesang lässt sie auf diese Weise eine dichte Atmosphäre entstehen, die in ihren besten Momenten der wohl größten Vertreterin des Songwriter-Genres nahe kommt: Suzanne Vega.

Zwar gibt K.C. McKanzie an, im Alter von 17 nur fünf Schallplatten besessen zu haben, darunter Captain Beefheart und Tori Amos, doch die übrigen drei müssen zum großartigen Frühwerk von Suzanne Vega gehören, sonst wären Songs wie "Wide awake" oder "Hammer & Nails" nicht erklärbar.

Nicht etwa, dass McKanzie eine Kopie ohne eigene Aura wäre. Im Gegenteil. Es ist vielmehr die Art, wie sie die Zwischenräume ihrer Zeilen mit Leere füllt, die sie mit Suzanne Vega teilt, wie sie Gedankenstriche und Pausen setzt, in denen das zuvor Gesagte weiter wirkt, oder man ihre Geschichten vorausahnt und weiterdenkt,

K.C. McKanzie erzeugt diese in der Neo-Folk-Szene oft vermisste Tiefe - außer ihr gelingt dies nur noch Keren Ann und Petra Jean Phillipson - mit wohl dosierter Dissonanz, sparsamster Instrumentierung ( Gitarre, Kontrabass und Banjo), vorsichtiger Dramatik und ihrer betont gleichförmigen, gänzlich unpathetischen, manchmal gar nüchtern wirkenden Stimme, die viel Spielraum lässt für eigene Assoziationen, wie etwa in dem elegischen "Razorblade", in dem K.C.McKanzie zusätzlich auch die 2. Stimme singt: "Stone ... waiting for my body, stone ... waiting to stand on my grave ..."

"Hammer & Nail" ist bereits das dritte Album der Künstlerin, deren myspace-Seite Berlin als Heimatort angibt, die sonst aber wenig über ihre Herkunft verrät, und dabei sicherlich das ausgereifteste - auch wenn sie gemeinsam mit ihrem Bandpartner Joe "Budi" Budinsky zeigt, dass kein aufwändiges Equipment notwendig ist, um ein stimmiges Album zu produzieren. Eben darin liegt der Charme dieser LoFi-Produktion. Und wir erinnern uns: Eva benötigte auch nicht mehr als einen Apfel: "Oh Adam, I'm still here alone ..."

 

© Michael Frost, 04.05.2008

 


[Archiv] [Up]