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Labsaal für Freidenker
Gast-Beitrag von Stephan Stöckel


Wer hätte je gedacht, dass diese Band, die einst das Vorprogramm von "Bush" bestritt und damals noch etwas unreif wirkte, einmal zu einer globalen Attraktion im internationalen Rockzirkus avancieren würde? Manege frei für "Muse" heißt es im Spätherbst, wenn sich das englische Trio auf eine ausgedehnte Europa-Tournee begibt. Mit im Gepäck haben Matthew Bellamy (Gitarre, Gesang und Piano), Chris Wolstenholme (Bass) und Dominic Howard (Schlagzeug) ihr neues Meisterwerk "Black Holes & Revelations".

Die ewigen Vergleiche mit "Radiohead" dürften spätestens bei diesem Album verstummt sein. Denn so vielseitig wie hier klang die englische Band aus der Grafschaft Devon noch nie.

Es scheint als hätten die Musiker die 70er Jahre in all ihren musikalischen Facetten, vom groovigen Disco-Sound über melodiösen "Abba"-Pop bis hin zu sattem Bluesrock und feinsten Chören im Stile von "Queen" verinnerlicht, um etwas Eigenes daraus zu machen.

Vielschichtigkeit ist das Leitmotiv, das sich an dem Stück "Knights Of Cydonia" am besten festmachen lässt. Es klingt, als galoppierten drei Easy Rider auf dem Progressive-Rock-Trip an der Ponderosa vorbei gen Mexiko, wo sie Mariachi-Bläser begrüßen, ehe die Band Freddy Mercury und seinen Mannen von "Queen" ihre Referenz erweist.

Drama, Pathos, Leidenschaft und Dynamik charakterisieren eine Musik, die den Zuhörer vom ersten Ton an in seinen Bann zieht. Doch damit nicht genug: Der neue Silberling ist auch ein Labsaal für alle Freidenker, Revoluzzer und Freunde düsterer Visionen.

Matt Bellamy und seine Jungs gehen mit wachem Auge durch eine globalisierte Weltordnung, die von Terrorangst, Kriegen und der Diskussion um den gläsernen Menschen geprägt ist. Da lässt George Orwells großer Bruder grüßen ("Take A Bow"), wird der Mangel an Gerechtigkeit in dieser Welt beklagt ("Soldier's Poem"), wird dazu aufgerufen, den Regierenden in dieser Welt Paroli zu bieten ("Assassin").

Denn für Matt Bellamy, der sich so kämpferisch wie noch nie gab, ist die Zeit für eine Veränderung hin zum Guten längst reif.

Wie heißt es doch so schön in dem famosen Schlussstück "Knights Of Cydonia"? "The time has come to make things right. You and i must fight for our rights. - Die Zeit ist gekommen, die Dinge zum Besseren zu wenden. Wir müssen kämpfen für unsere Rechte."

Matt Bellamy spricht damit vielen "Muse"-Fans - und sicherlich nicht nur ihnen - aus dem Herzen.


"Black Holes & Revelations" Muse
(Warner Music 2564635092)"

ist ein Gast-Beitrag von Stephan Stöckel.
© Stephan Stöckel, November 2006
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