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Dicht gedrängt


In der europäischen Electronica-Szene gehört Erlend Sellevold zu den kreativsten Köpfen. Allerdings kennt man ihn eher unter einem anderen Namen: "Ralph Myerz", meist gefolgt von "The Jack Herren Band". Ein Künstlername, den der aus der norwegischen Stadt Bergen stammende DJ zu einem Markenzeichen in Sachen Electronica, Downbeat und Disco ausbaute.

Auf seinem aktuellen, in Norwegen bereits im Herbst 2008 erschienenen Album, erlebt man Sellevold aka Ralph Myerz ohne seine Band. "Ralphorama" ist ein Soloalbum, für das der Soundtüftler die losen Ende voriger Alben wieder aufnahm, Ideen weiterentwickelte und mit zusätzlichen Experimenten anreicherte.

Zwanzig dicht gedrängte Titel enthält das Album, zu viele, um sofort ihm Ohr zu bleiben - vielleicht mit Ausnahme von "The dancer" - einem großartigen Downbeat-Song mit eingestreuter Fanfare, die an James-Bond-Filme erinnert, hypnotisierendem Beat, Scratches und stoisch wiederholtem Rap: "I'm a dancer".

Zwischendurch gibt Myerz sich betont spontan, einzelne Textpassagen scheinen aus Versehen entstanden, sie dienen lediglich der Atmosphäre und der Überleitung zwischen den Titeln.

Ganz "solo" ist "Ralphorama" freilich nicht, auch wenn der Meister in vielen Songs auch den Gesang übernimmt. Mit Devin the Dude, Kurupt, Talb Kweli, Planet Asia und J Wells engagierte er gleich ein ganzes Ensemble amerikanischer Rapper, die ihre rhymes zu relaxtem Electro-R&B zum Besten geben - zwischendurch wird übrigens sogar auf Norwegisch gerappt. Verschiedene weibliche Gastsängerinnen wie Caro, Karin Park und Christine Sandtorv sorgen für einen klangfarblichen Kontrast.

Ihre klaren, schlichten Stimmen unterstreichen die skandinavische Herkunft dieses elektrisierenden Albums, auf dem Ralph Myerz alles andere als B-Ware präsentiert. Seine Beats wirken ungemein cool und lässig, selbst der aufgeregte Sprechgesang der Rapper kann ihnen nichts anhaben - sorgt aber jeweils für einen weiteren Kontrapunkt. "Ralphorama" sticht daher, wie auch die vorigen Alben von Ralph Myerz and The Jack Herren Band aus dem Einerlei der Downbeat- und Loungeszene heraus. Die Fülle der Ideen, die auf diesem Album verwertet wurden, ist fast schon eine Überforderung und verlangt umstandslos nach der Repeat-Taste. Besser kann man's nicht machen!

 

© Michael Frost, 23.12.2008


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