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Partyrhythmus statt Vuvuzela-Lärm

 

Wer dieser Tage den Fernseher einschaltet, wird vor dem Ohren betäubenden Lärm der "Vuvuzelas" vermutlich zurückschrecken und Gefahr laufen, die Vielfalt der südafrikanischen Musikszene zu unterschätzen. Denn anders als etwa in Brasilien, wo zwischen den Sambatrommeln der Fußballstadien und der musikalischen Tradition des Landes ein enger Zusammenhang besteht, dient das sonore Tröten der Vuvuzelas nur einem Ziel - nämlich der Zermürbung der gegnerischen Mannschaft.

Rechtzeitig zur WM hat das Weltmusik-Label "Putumayo" nun jedoch einen Sampler über den "klingenden Kosmos der Regenbogennation" veröffentlicht, mit dem sich nicht nur Fußball-Partys großartig unterlegen lassen. Darüber hinaus stellt es eine Musikszene in den Mittelpunkt, die während der Jahrzehnte der Apartheid nur aus dem Exil agieren konnte, da Südafrika von der internationalen Gemeinschaft mit schweren Sanktionen belegt worden war. Was die weiße Führungsschicht treffen sollte, benachteiligte jedoch immer wieder auch die unterdrückte farbige Bevölkerungsmehrheit. So musste Paul Simon sich noch Mitte der 1980er Jahre für seine Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Band Ladysmith Black Mambazo rechtfertigen - es bedurfte gar einer Intervention des zuständigen UN-Komitees, die ihm bescheinigte, dass seine Kooperation mit farbigen Südafrikanern nicht gegen den Anti-Apartheid-Boykott verstieß.

All das ist längst Geschichte. Mit Nelson Mandela wurde die Gallionsfigur des Widerstandes später sogar Präsident des Landes, und heute ist Südafrika Gastgeber des nach den Olympischen Spielen wohl größten Sportereignisses der Weltgemeinschaft.

Damit rückt auch die Musik des Landes, aber eigentlich des gesamten Kontinents, in den Mittelpunkt: Zum großen Konzert vor der WM-Eröffnung waren nicht nur südafrikanische Künstler, sondern Musiker aus allen Teilen Afrikas geladen.

Putumayo jedoch begrenzt den Fokus und eröffnet seine Compilation mit den "Soul Brothers", die fast schon als Veteranen gelten können; existiert die Band doch schon seit 1974, wenn auch in wechselnder Besetzung. Ihr Mix aus Funk, Disco, Soul und traditionellen Zulu-Rhythmen ist fast schon typisch für das gesamte Album mit einer Bandbreite, die von der legendären Miriam Makeba und ihrem 1959 erschienenen Titel "Orlando" (über das Leben im Township Soweto) über den weißen Singer/Songwriter Nibs van der Spuy bis zum Reggae von Zoro, der seit 2003 im schwedischen Malmö lebt.

Den Abschluss bildet der Soweto Gospel Choir, der bereits seit Jahren weltweit gefeiert wird, seit er 2003 bei dem von Nelson Mandela initiierten AIDS-Benefizkonzert in Kapstadt neben internationalen Größen wie Peter Gabriel, den Eurythmics und Angelique Kidjo auf der Bühne stand. Mit der Feierlichkeit des A capella-Stücks "Ngahlulele" stellt sich fast der erhabene, bewegende Stolz ein, mit dem bei dieser Fußball-WM die Nationalhymne Südafrikas, die einst Hymne des ANC und damit der Anti-Apartheid-Bewegung weltweit war: "Nkosi Sikelel ' iAfrika" - Gott schütze Afrika.

© Michael Frost, 12.06.2010

TITELLISTE
01 Soul Brothers • Ujaheni
02 Bholoja • Mbombela
03 Mahube • Oxam
04 Blk Sonshine • Nkosi
05 Nibs van der Spuy • Beautiful Feet
06 Steve Dyer • Mananga
07 Miriam Makeba • Orlando
08 Phinda • Tiki Tiki
09 Johannes Kerkorrel • Halala Afrika
10 Zoro • Work
11 Kaya • Vulamasango
12 Soweto Gospel Choir • Ngahlulele

Hörproben der einzelnen Songs: http://www.putumayo.com

 


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