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Versuch über die Schönheit des Winters

 

Wenn die Sonne in dem mit Eis bedeckten Meer versinkt, dann ist es Winter in Finnland. Der finnische Dichter Eino Leino (1878-1926) beschrieb die Magie der Landschaft in seinem Winterlied ("Talvilaulu").

Jussi Chydenius, Bassstimme des finnischen Vokal-Ensembles Rajaton vertonte das Gedicht für das neue Album der Gruppe. "Maa" bedeutet, nach einem erfolgreichen Projekt mit Abba-Adaptionen, die Rückkehr des Sextetts zu seinen lyrischen Wurzeln.

Sämtliche Titel auf "Maa" (das Wort bedeutet Erde, Land und Boden gleichermaßen) stammen von finnischen Poeten, in deren Gedichten die von der Kälte umschlossene Landschaft eine zentrale Rolle einnimmt. Frost, Stille und Winter werden in vielen Liedern besungen, und so ist "Maa" der Versuch, den Moment, in dem die gefrorene Welt zum Stillstand kommt, in Worte, und in Musik zu fassen; mithin ein Album für die dunkle Jahreszeit, das selbst jedoch keineswegs finster oder gedrückt daher kommt.

Wie in dem eingangs zitierten Vers aus Leinos Winterlied arbeiten Rajaton mit zartem Gefühl die erhabene Schönheit der Natur heraus: die Ruhe, die über Seen und Wäldern liegt, die Stille, in welche der Frost die Landschaft einhüllt, das Licht, das in den seltenen Sonnenstunden durch die Bäume schimmert.

Das Booklet zu "Maa" enthält sorgsame englische Übersetzungen der finnischen Texte, die von Rajaton in gewohnter, fast beängstigender Perfektion arrangiert und vorgetragen werden. Zweifellos gehören Essi Wuorela und Virpi Moskari (Sopran), Soila Sariola (Alt), Hannu Lepola (Tenor), Ahti Paunu (Bariton) und Jussi Chydenius (Bass) zu den besten A capella Ensembles weltweit, und mit "Maa" bescheren sie ihrer Heimat eine bezaubernde Hommage. Am Ende des Albums, kehrt dann, von nicht minderer Schönheit, der Frühling zurück ("Kevät saapui"), vielleicht schon als Vorbote eines neuen Projekts?

Doch bis dahin möchte man "Maa" auch als kunstvollen Beitrag zur aktuellen Debatte über die Klimaerwärmung verstehen. Denn mit dem Winter, so darf man Rajaton zweifellos verstehen, verschwände auch die Schönheit aus der Welt.

 

© Michael Frost, 16.12.2007

 


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