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Witz, Kraft und Energie


„Spiritual“ heißt einer der schönsten Titel des Albums. Ein Stück von John Coltrane, mit dem der französische Trompeter und Komponist Stephane Ronget zeigt, wem er sich verpflichtet fühlt. Seine Musik ist beseelt, sein Ton ist weich, zurückgenommen, lässig, von einer schwebenden Zartheit und Eleganz, ein Ton und ein Stil, den der New Yorker Bassist Peter Giron aufnimmt und fortspinnt, sechs Minuten, in denen der Titel des Stücks den Charakter des musikalischen Zusammenspiels zutreffend bezeichnet.

Ja, diese Musik ist spirituell. Aber sie können auch ganz anders: Die Musiker, die Stephane Ronget unter dem Bandnamen „Rongetz Foundation“ um sich versammelt, sind extrem wendig. Sie wechseln die Tempi, sie sind so funky wie soft, sie arbeiten mit ausgefeilter Percussion (Arnold Muezza glänzt zudem mit traditionellen karibischen Vocals), Drummer John Betch kann ebenso wild wie einlinig grob schlagen, Jeremy Brun im Wechsel mit Benjamin Devigne (beide an Piano und Fender Rhodes), Benoit Baud (Alt und Sopran Saxophon) – sie sind Virtuosen der Improvisation und des Zusammenspiels, hier funkt es in allen 9 Aufnahmen des Albums.

„One Leg Dancer“ – so der Titel – ist ohne vorherige Probeaufnahmen entstanden, so wirken die Tracks erfrischend direkt. „Einheit von Zeit und Raum“ nennt Staphane Ronget sein Konzept, Spontaneität ist sein Ziel. Die Stücke – mit zwei Ausnahmen Kompositionen des Bandleaders – sind tatsächlich so eingängig, dass man sich sofort mitbewegen möchte und sei es auf einem Bein. Es ist ein tänzelnder, unangestrengter, swingender Jazz, der dennoch gar nichts altbackenes an sich hat, es ist eine geradezu schlanke Musik, die dort, wo Stephane Ronget seine Stimme einsetzt, an einen Großen des Jazz-Gesangs erinnert, dessen anderes Instrument ebenfalls die Trompete war: „Sunny afternoon“ und „Do you mind“, die beiden mit kehliger Stimme gesungenen ,höchst ohrwürmigen Songs, sind so angenehm weich und untergründig melancholisch, sie fließen so leicht dahin wie Chet Baker Songs.

Aber Vorsicht: Hier sind keine Epigonen am Werk, hier musizieren Könner mit einem beglückenden Feeling für die Dynamik eines modernen Jazz, der aus der Seele spricht, der alles Angestrengte weit hinter sich lässt, der die Lust zur Improvisation aus dem Geist der 60-er und frühen 70-er Jahre mit den Rhythmen der Gegenwart verbindet. „One leg dancer“ ist so ein Album, das voller Witz, Kraft und Energie steckt und dabei unendlich entspannend und beruhigend wirkt.

© Hans Happel, 04.05.2008

 


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