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Los geht's!


„Das Vibrafon ist noch lange nicht da angekommen, wo es einmal sein wird“, sagt der junge Luxemburger Vibrafonist Pascal Schumacher. Er kann sich auf Joachim-Ernst Berendt berufen, der in dem eigenartigen Zwitter zwischen Schlaginstrument und Klavier ein ideales Jazz-Instrument gesehen hatte, das seit der Swing-Ära jedoch entweder hauptsächlich percussiv oder – seit den 60-er Jahren – pianistisch ausgespielt wurde.

Pascal Schumacher hat ursprünglich klassisches Schlagwerk studiert. Wie sehr er rhythmisch denkt, zeigt er mit seinem Quartett auf dem bei Enja-Records veröffentlichten Album „Here we Gong“, das mit kräftigen Grooves und mit komplexen rhythmischen Brüchen aufwartet. Da haben zeitgenössische Crossover-Ensembles wie The Bad Plus hörbar Pate gestanden.

Was die besondere Qualität des 2002 gegründeten Pascal-Schumacher-Quartetts ausmacht, ist der Versuch, beide Seiten des Vibrafon-Spiel zusammenzubringen. Lyrische Motive, zarte, ohrwürmige Melodien in stets äußerst transparenten Arrangements, schlagartige Stimmungswechsel, flüchtige Motive, die vom Vibrafon zum Klavier (Franz von Chossy) weiter- und zurückgereicht werden, Ostinato-Figuren, die vom Schlagzeug (Jens Düppe) unterstrichen und vom Bass (Christophe Devisscher) diskret gehalten und ausgespielt werden, darin mischen sich – sehr locker und unangestrengt - Stilelemente von Popmusik und Jazz, daraus spricht ein genau aufeinander abgestimmtes Musizieren, das bei Esbjörn Svenssons e.s.t. den leichten Tonfall abgelauscht hat, und bei Steve Reich, einem der Meister des amerikanischen Minimalismus, den durchsichtigen musikalischen Fluss.

Videolink: Pascal Schumacher Quartet "Here we gong" / youtube
 

Von Steve Reich stammt auch der Titel des Albums, das Wortspiel „Here we Gong“. In dem gleichnamigen Orchesterwerk des Komponisten hatte Pascal Schumacher das Soloinstrument gespielt. „Das Vibrafon ist so eine Art Dirigent“, sagt er, „es gibt immer das Motiv vor.“

In den 13 Stücken des neuen Albums ist es nicht anders: Mit „Here we Gong“ scheint Pascal Schumacher zu sagen: Los geht’s! Zu dem gemeinsamen musikalischen Abfahrtslauf, an den die beiden ersten Titel erinnern wollen, tragen die Spieler alle gleichermaßen bei, auch mit eigenen Kompositionen, die sich dem flirrend geschmeidigen Gruppen-Sound bruchlos fügen. Einer ihrer schönsten Titel steht programmatisch fürs Ganze: „Elegy with a touch of Irony“.

© Hans Happel, 30.05.2009


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