Wie 
            bekannt ist Kurt Weill eigentlich in seiner deutschen Heimat ? Ist 
            sein musikalisches Wirken, auch abseits der gemeinsamen Projekte mit 
            Bertolt Brecht, jemals richtig eingeschätzt worden ? 
          Weill 
            gehört zu den bedeutensten Vertretern neuer Musik. Bereits in 
            seiner Zusammenarbeit mit Brecht (ihr bekanntestes Werk ist die Dreigroschen-Oper) 
            in den 20er und 30er Jahren begründete er seinen Platz in der 
            Musikgeschichte. Nachdem er Deutschland nach der Machtergreifung der 
            Nationalsozialisten verlassen musste, setzte er seine Arbeit vor allem 
            in den USA bis zu seinem Tod 1950 erfolgreich fort. 
          Wahrscheinlich 
            deshalb hat es auch außerhalb Deutschlands immer wieder vielfältige 
            Anstrengungen gegeben, Weills Arbeit zu würdigen. Die unterschiedlichsten 
            Künstler haben sich daran versucht, von den Doors über Sting 
            bis zu Gianna Nannini. 
          1994 
            wurde, unter der Obhut verschiedener Fernsehanstalten, darunter das 
            ZDF, ARTE, ORF sowie Sender aus Kanada, Portugal und Schweden, ein 
            erneuter Versuch gemacht, die Weillsche Musik zwischen Chanson, Jazz, 
            Kabarett und Klassik zu würdigen. 
          Herausgekommen 
            ist ein interessantes Album, ebenso vielseitig wie die Musik Weills 
            selbst. Nick Cave versucht sich an Macky Messer, PJ Harvey singt die 
            Ballade von der Soldatenfrau, David Johansen den Alabama Song und 
            nicht zuletzt gibt es eine absolut gelungene Fassung von "Lost 
            in the stars", dargeboten von Elvis Costello und dem Brodsky-Quartett.
          Ärgerlich 
            ist, dass die meisten Künstler nicht mutig genug waren, die Brechtschen 
            Texte in der deutschen Originalfassung zu singen und statt dessen 
            die englischen Übersetzungen bemühen. Auch wenn die Qualität 
            des Gesamtalbums dadurch nur wenig beeinträchtigt wird, gehen 
            doch die Nuancen der deutschen Texte, nicht nur bezogen auf den Inhalt, 
            sondern auf ihren Klang und Ausdruck, verloren. 
          Deutlich 
            wird das beim Hören der eingestreuten Originale: Lotte Lenya 
            singt die "Piraten-Jenny", und auch Brecht ist auf "September 
            Songs" mit "Macky Messer" vertreten. Sie setzen den 
            Maßstab, an dem die anderen sich abarbeiten müssen !
          MH 
            / 23. September 2000