Man
mag sich fragen, wer hier eigentlich in wessen Kielwasser unterwegs
ist. Es war die magische Beschwörung des Geistes von Frank Sinatra,
der Robbie Williams und seine grandiosen Cover-Versionen von "Swing
when you're winning" in die Feuilletions und Kulturspalten der
etablierten Presse katapultierte und endgültig zur Pop-Ikone werden
ließ - doch nun schlägt das Imperium zurück: Mit einer
sagenhafte fünfzig (!) Klassiker umfassenden Werkschau macht Frank
Sinatra seinem Zauberlehrling posthume Konkurrenz.
"Romance",
ein "Best of greatest Hits"-Album versammelt so ziemlich
alle Liebeslieder, die man mit Frank Sinatra in Verbindung bringen
würde, angefangen bei "Strangers in the night" über
George Harrisons "Something", Cole Porters "I've got
you under my skin" bis zum Bossanova-Klassiker "Desafinado".
Ob Duke Ellington, die Gershwins, Rodgers & Hammerstein, Henri
Mancini, Kurt Weill, Irving Berlin oder Sammy Cahn - Sinatra sang
sie alle, die großen Klassiker der 40er, 50er und 60er Jahre
und wurde durch sie und mit ihnen zur Stimme einer ganzen Ära.
Und
auch wenn man der Meinung ist, das Ella Fitzgeralds Version von "Night
and day" und Chet Bakers "My funny valentine" in Wirklichkeit
besser sind als die Aufnahmen von Sinatra, so kann ihn keines dieser
nörgelnden Bekenntnisse wirklich vom Sockel stoßen, er
ist eben "Frankie", als solcher unangreifbar.
Denn
wie auch Robbie Williams war Sinatra mehr als nur ein Interpret, sondern
Entertainer, der vor allem ein untrügliches Gespür für
die Selbstinszenierung besaß, wobei ihm die Musik als Hilfsmittel
der eigenen Darstellung diente - die Musik also ihn interpretierte
anstatt umgekehrt.
Deshalb
gewährt nicht der einzelne Song einen Einblick in das Faszinosum
"Sinatra", sondern die Gesamtheit seiner Aufnahmen, der
repräsentative Querschnitt, und der ist auf "Romance"
tatsächlich hervorragend gelungen.
Michael
Frost, 23. Februar 2002