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Mit Feenstaub gezaubert
von Hans Happel


Liebt sie den Kitsch? Sie nennt ihr Album "Feenstaub" und das klingt, als wolle sie mit ihrer Musik in allerseichteste Kitsch-Zonen eintauchen, aber Solveig Slettahjell sorgt dafür, dass der Feenstaub nicht ins Auge geht und die Sicht vernebelt, sondern sich langsam und leise ins Ohr schleicht, um im Kopf etwas Eigenartiges zu hinterlassen: Eine kühle Benommenheit.

"Pixiedust" heißt das zweite Album des Slow Motion Quintett, in dem die 34-jährige norwegische Sängerin den Ton angibt. Auf dem gefeierten Debüt "Silver" waren es vor allem Jazz-Standards, denen die schon im Namen auf Langsamkeit eingeschworenen Musiker neues Leben einhauchten.

Diesmal sind es größtenteils originäre Lieder - zwei Eigenkompositionen der Sängerin und sechs Songs des Schlagzeugers Peder Kjellsby -, die nicht vom überraschend neuen Blick auf alte Größe leben, sondern ihre Qualität erst mal behaupten müssen.

Das ist mehr als wagemutig, aber es gelingt: Nicht nur deshalb, weil Solveig Slettahjell dem Album mit drei Coverversionen eine Art Gerüst untergezogen hat, darunter das anrührende "Have a little faith in me" des amerikanischen Songschreibers John Hiatt und "When you wish upon a star", der Song aus dem Disney-Film "Peter Pan", dessen Elfen-"Glöckchen" Namenspatin des Albums ist.

Die eigenen und die übernommenen Lieder mit ihren einfachen, eingängigen, zum Teil folkloristisch inspirierten Melodien, mit Blues- und Swing-Anspielungen oder mit leisem Wiegenlied-Charakter werden mehrfach gebrochen und verfremdet: Sei es, dass der Pianist Morten Qvenild mit eleganten - in freier Rhythmik gespielten - Improvisationen die gebundenen Formen mitten im melodischen Fluss auflöst, sei es, dass die Lieder nicht zu Ende gebracht, sondern abrupt abgebrochen werden, sei es, dass ein leiser Klangteppich aus elektronisch verzerrten Geräuschen ihnen etwas buchstäblich Hintergründiges mitgibt, einen befremdenden Schatten, der die schönen Melodien vor Süffigkeit und Schmelz schützt.

Die Transparenz der Arrangements, zu denen ebenso der Trompeter Sjur Miljeteig, Bassist Mats Eilertsen und Drummer Per Oddvar Johansen beitragen, löst jede falsche Sentimentalität auf. Der Feenstaub dieser 11 Lieder setzt sich zusammen aus dem verhalten kühlen Spiel der Sidemen und aus Solveig Slettahjells weicher und abgerundet warmer Stimme, die bis in die Höhen des abschließenden Disneysongs leicht und geschmeidig bleibt, eine Stimme, die Herz und Seele niemals aus sich herauspressen muss, sondern ihre innigste Emotionalität einfach fließen lässt in das kühle Bett, das die Musiker ihr bereiten. In dieser gut ausbalancierten Mischung entsteht jener Pixiedust, mit dem das Slow Motion Quintett auch auf seinem zweiten Album zaubert.

"Solveig Slettahjell & Slow Motion Quintett : Pixiedust"
ist ein Beitrag von Hans Happel
© Hans Happel, März 2006


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