vorschau 

SOLVEIG SLETTAHJELL
Konzertdaten

Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Schillernd und berauschend

 

Seit wir das Vergnügen hatten, Solveig Slettahjell auf diesen Seiten erstmals vorzustellen, ist in der Karriere der Norwegerin einiges passiert. "Silver" (2005) hatte über die Grenzen Skandinaviens einige Aufmerksamkeit erregt, denn einerseits hatte sich das Interesse der europäischen Jazz-Szene deutlich Richtung Norden verlagert, und andererseits schien mit Solveig Slettahjell eine eigenständige Künstlerin mit markantem Profil heranzuwachsen, die selbst aus der exquisten Schar norwegischer, dänischer und vor allem schwedischer Jazz-Interpretinnen herausragte. So war es fast zwangsläufig, dass das Anschlussalbum "Pixiedust" bei ACT erschien, eben dem Label, das auch Kolleginnen wie Rigmor Gustavsson, Victoria Tolstoy, Ida Sand und Rebekka Bakken, aber auch die männlichen Stars von Esbjörn Svensson bis Nils Landgren unter Vertrag waren.

Doch Solveig Slettahjell hatte von Beginn an eine Seite, die sich vom Jazz zwar nicht abwandte, sich aber recht deutlich von ihm entfernte, um schließlich in anderen Genres recht ausgiebig zu wildern. Schon auf "Silver" coverte sie unter anderem Tom Waits, und eben dieser muss auch die Patenschaft des Openers zu "Tarpan Season" übernommen haben: "Precise content" rumpelt dahin wie einst Waits' Soundtrack zu "Night on earth", während das überraschend dunkle Blues-Timbre der 38jährigen Sängerin sowohl Billie Holiday als auch die jüngst tragisch verstorbene Weltmusikerin Lhasa de Sela zu zitieren scheint. An letztere erinnern auch weitere Stücke - etwa "Three hearts in a bowl", ein Song mit berauschend dichter Atmosphäre.

"Die Songs von 'Tarpan Season' sind mindestens ebenso sehr von Soul und Country beeinflusst wie vom traditionellen Jazz," erläutert Solveig Slettahjell, doch in Wahrheit reicht die Bandbreite deutlich weiter. Denn mit ihrem inzwischen zum "Orchestra" erweiterten "Slow Motion Quintet" verfügt sie über eine Varianz, die bis zu den Triphop-Sounds von Goldfrapp und Ilya reicht: In "How they shine" verbinden Slettahjell und ihre sechs Begleitmusiker elegischen Gesang, kühle Elektronik und einen nahezu vollkommen entschleunigten Rhythmus: Slow Motion.

Ob Blues, Triphop, schräge Kirmeswalzer, Folk, Country oder Jazz (sowohl cool als auch in der New Orleans-Variante): Solveig Slettahjell und das Slow Motion haben ihren eigenen Ausdruck gefunden, und die schillernde Vielseitigkeit ihres Sounds macht "Tarpan Season" zu einem wahren Vergnügen. Dass Slettahjell zudem nicht länger auf Adaptionen setzt, sondern das Album komplett selbst komponierte, spricht zusätzlich für ihr außergewöhnliches Talent.

 

© Michael Frost, 13.02.2010


[Archiv] [Up]