.

 

 

Suchen nach:
In Partnerschaft mit Amazon.de

Gotta make some noise !


Der Album-Titel dürfte bewusst zweideutig angelegt sein. "Back to Soul" kann je nach Lesart als "Zurück zum Soul" oder als "Zurück zur Seele" verstanden werden, doch bei Jocelyn B. Smith werden beide Konnotationen - wie es sich für gut gemachte Soul-Musik gehört - eins.

Dem oftmals seelenlosen Plastikpop heutiger Tage setzt sie gezielt emotional aufgeladene Rhythmen entgegen, die sich aus Pop, Funk-Grooves, Disco, modernen Beats und Elektro-Samples speisen und von ihrer ausdrucksstarken Stimme getragen werden. Mit ihren aktuellen Sounds beflügelt sie auch den altgedienten Soul als Stilrichtung. Mit E-Gitarren und treibenden Percussions erhöht sie den Drive der ohnehin funky Rhythmen nochmals beträchtlich ("Gotta make some noise").

Sie dürfte außerdem eine der wenigen Soul-Interpretinnen sein, die eine Sitar in ihre Arrangements einbaut. Wie bereichernd dieses interkulturellen Zusammentreffen klingt, zeigt das Lied "It's the spirit", dessen hypnotischer Grundbeat zusammen mit dem druckvollen Background-Chor und dem psychadelischen Sitar-Klang eine mitreißende Klangkulisse aufbaut.

Inhaltlich zeigt sich Jocelyn B. Smith standfest. Die meisten ihrer Texte handeln wenigstens indirekt von Gott und Religion, einige offenbaren sich ganz direkt als lobpreisende Gebete und knüpfen damit an den Ursprung des Soul, der in den Gospels und Spirituals der Afroamerikaner in Nordamerika wurzelt, an. Wie groß der Unterschied zwischen diesen Stilen jedoch, jedenfalls musikalisch gesehen, sein kann, zeigt Jocelyn B. Smith anhand nur eines Liedes: "His love has got to be real" ist auf dem Album in einer sehr Funk-inspirierten Fassung zu hören, sehr modern, rhythmisch und ungemein tanzbar. Am Ende des Album gibt es den gleichen Song noch einmal, jetzt aber als fulminanten Gospel mit dramatischem Spannungsbogen und der stimmgewaltigen Unterstützung eines ganzen Chores.

Um Jocelyn B. Smith näher zu kommen, muss man übrigens nicht nach Amerika reisen. "Back to soul" entstand im "Traumton"-Studio in Berlin, der Stadt, in der sie bereits seit 1984 beheimatet ist. Dort arbeitete sie an diversen Projekten unterschiedlicher Richtungen, zuletzt veröffentlichte sie ein Album mit Liebesliedern des griechischen Star-Komponisten Mikis Theodorakis ("Margarita", 2000) und im Jahr darauf ein Weihnachtsalbum mit sehr persönlichen Versionen von "Go tell it on the mountain" bis "Silent night" und "Ich steh an deiner Krippen hier".

"Back to soul" ist die überfällige Rückkehr in heimatliche Gefilde, denn mit Soul begann die musikalische Leidenschaft von Jocelyn B. Smith bereits in ihrer New Yorker Heimat. Und diese Liebe, so klingt es, ist gerade wieder neu entfacht.

© Michael Frost, 14.11.2002

 


[Archiv] [Up]