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Die Kraft des Wortes


"Wenn in Afrika ein alter Mann stirbt, ist das wie die Verbrennung einer Bibliothek", sagt ein Schriftsteller aus Mali. Er nimmt damit Bezug auf die Tradition der mündlichen Überlieferung, die in vielen Teilen Afrikas heute noch weit verbreitet ist. Die Geschichte wird von Generation zu Generation weiter erzählt, in Worten, Legenden - und immer wieder in Liedern.

Der senegalesische Musiker Malick Pathe Sow stellt sich bewusst in die Tradition dieser mündlichen Überlieferung. Auf seinem ersten internationalen Album versammelt er Lieder, die auf unterschiedliche Weise von Personen ("Abdou Aziz Daabax", eine Symbolfigur afrikanischer Muslime), der Bewahrung natürlicher Lebensgrundlagen ("Jeeri bona", "Ndunngu"), den Verbrechen der Kolonialzeit ("Baydi Kacce") erzählen.

Malick Pathe Sow findet für diese, keineswegs nur für den Senegal oder Afrika bedeutsamen Themen leise Töne, beinahe zärtliche Arrangements, und er erzählt mit lyrisch-einfühlsamer Stimme: Er ist kein wütender Kämpfer für die Gerechtigkeit, sondern jemand, der spürbar auf die Kraft des Wortes setzt.

Die überwiegend afrikanischen Instrumente, darunter Verwandte von Laute (huddu), Harfe (kora) und Geige (nianiooru) sowie eine türkische saz, Kalebassen und andere Percussions, Bass und Gitarre, geben seiner Musik einen unverfälschten, reinen und eleganten Klang - ohne dabei einem Klischee nachzuhängen oder etwa inhaltsleere Folklore für europäische Multikulti-Fans zu betreiben.

Malick Pathe Sow singt in verschiedenen Sprachen seiner Heimat. Wolof ist dabei lediglich die bekannteste und am weitesten verbreitete. Doch auch die vielen kleinen Sprachen, die zum Teil nur in einzelnen Dörfern gesprochen werden, macht er zum Gegenstand sprachpolitischer Betrachtungen: "Wenn eine Sprache stirbt, stirbt ein Volk." Auch die Bewahrung dieser Vielfalt ist Aufgabe der Geschichtenerzähler, wie Malick Pathe Sow einer ist.

© Michael Frost, 25.04.2009

Aufgenommen wurde "Maayo Men" im "Molière", einem Konzertsaal mitten im afrikanischen Viertel von Brüssel. Deren Betreiber "Muziekpublique" verstehen sich selbst als Non-Profit-Organisation zur Förderung von Folk- und Weltmusik. Neben der Organisation von mehr als 100 Konzerten pro Jahr bietet "muziekpublique" Musikkurse für dreißig verschiedene Instrumente aus aller Welt an. "Maayo Men" ist das erste Album, das bei dem hauseigenen Label veröffentlicht wurde.


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