Eine
weitere Softjazz-Interpretin? Die Gefahr liegt nahe, Fredrika Stahl
zu unterschätzen. Ihr bezauberndes Debüt-Album "A fraction
of you" schmiegt sich so angenehm, leicht und charmant an des Hörers
Ohren, dass der Verdacht irgendwann auf der Hand liegt: das muss easy
listening sein, dess Jazz-Puristen größter Feind.
Doch
so einfach macht Fredrika Stahl es uns dann doch nicht. Zwar bekennt
sie freimütig, Norah Jones habe auch ihr die Tür zur Verknüpfung
von Pop und Jazz geöffnet, doch sie, Fredrika, bleibe zuerst
dem Jazz verpflichtet.
Auch
das ist ihrem Album anzuhören. Die erst 22-jährige Schwedin,
die ihre Kindheit in Paris verbrachte, versammelte eine kleine, aber
ausgesuchte Musikerschar um sich, darunter José Palmer (Gitarre),
Hervé Meschinet (Saxophon) und Tom McClung (Piano) und lud
sie zur Aufnahme elf von ihr selbst geschriebenen Songs ein.
So
entstand ein Reigen aus Big Band Jazz, Swing, Bluesballade, Bossanova,
Chanson, kurz: Vocal Jazz, arrangiert von Tom McClung, der die einzelnen
Instrumente vorsichtige in Szene setzte und dafür sorgte, dass
Fredrikas helle, melancholische Stimme immer Mittelpunkt seiner Arrangements
blieb.
Deshalb
ist "A fraction of you" vor allem ein Singer/Songwriter-Album
mit jazzigem Grundton: rhythmisch, eingängig, aber keineswegs
eintönig glänzend aufgelegt und charmant, und alles andere
als banal oder beliebig.
Fredrika Stahl tut gut daran, sich nicht abschließend auf einen
Stil festzulegen, und so wandert sie weiterhin nicht nur zwischen
der französischen Hauptstadt und ihrer schwedischen Heimat hin
und her, sondern hält auch ihrem musikalischen Esprit alle Optionen
offen.
Eine
Softjazz-Interpretin? Vielleicht. Eine Soulpop-Sängerin? Unter
Umständen. Eine viel versprechende Stimme mit allen Chancen auf
eine große Karriere? Unbedingt.
©
Michael Frost, 09.04.2007