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Ein noch
stärkerer Eindruck


"Tributaries" - der Albumtitel klingt nach Coverversionen, im Falle Fredrika Stahls vielleicht nach amerikanischen Vocaljazz-Standards früherer Jahrzehnte, ein wenig Folk und Chansonpop, und in dieser Tradition steht die abwechselnd in Paris und Stockholm lebende Schwedin tatsächlich. Doch ihre Lieder sind neu, fast ausnahmslos Eigenkompositionen, die übrigens einen noch stärkeren Eindruck hinterlassen als auf ihrem Albumdebüt "Fractions of you" (2007).

Denn Fredrika Stahl hat sich wohl endgültig entschlossen, sich nicht auf ein Genre festlegen zu lassen. War "Fraction of you" noch ein "Singer/Songwriter-Album mit jazzigem Grundton" (cd-kritik.de), so koexistieren die verschiedenen Richtungen auf "Tributaries" gleichberechtigt nebeneinander: hier die samtweiche Ballade ("Stuck on a stranger"), dort das charmante Popchanson ("Pourquoi pas moi"), dann hellblonder Polkapop, sogar auf Schwedisch gesungen ("Dina ögon blå"), "Oh sunny sunny day" mit dem Retrocharme der Shellack-Ära und spritzigem Charleston-Rhythmus, und sowieso das Stück, mit dem sie "Tributaries" eröffnet: "Monumental mismatch", ein bislang unveröffentlichtes Stück aus der Feder des Presley-Komponisten Mike Stiller ("Hound dog", "Jailhouse Rock"), das dieser ihr exklusiv zur Verfügung stellte.

Sie interpretiert diesen einzigen wirklichen Jazz-Standard des Albums vor fast klassischer Kulisse: mit großer Bigband, Bläsern und Streichern im Cinemascope-Format. Die übrigen Stücke des Albums kommen deutlich intimer daher, doch in dieser Atmosphäre kann Stahls glockenhelle und feine Stimme sich besonders entfalten.

Fredrika Stahl hat seit ihrem viel beachteten Debüt eine rasante Entwicklung genommen. Live-Erfahrungen sammelte sie nicht nur bei eigenen Konzerten, sondern auch im Vorprogramm von Lionel Richie und Herbie Hancock.

Den stärksten, weil überraschendsten Song hält sie am Schluss bereit. "The damage is done" entwickelt mit seinen raffinierten Streichersätzen, verspielten Klaviereinlagen und Percussions erstmals in die Tiefe gehende Atmosphäre, und in diesem Moment wird man sich bewusst, dass man von dieser Seite Fredrika Stahls gerne noch mehr hören würde - denn hier liegt gerade angesichts ihrer so hellen, heiteren Stimme ein besonderer, kontrastiver Reiz. Den kann sie übrigens auch im Duett mit dem aus Marseille stammenden Sänger Jehro voll ausspielen. Seine raue Soulstimme bildet einen großartigen Gegenpart in dem zweiten Coverstück des Albums: "Sir Duke" (Stevie Wonder).

Und so wird man die Karriere von Fredrika Stahl mit einigem Genuss weiter verfolgen, sehen und vor allem hören, wie sie weiter reifen wird. Und das wird sie ohne Zweifel - ihr Talent spricht dafür, und der Hinweis auf ihr Alter: Fredrika Stahl ist erst 23.

© Michael Frost, 11.05.2008

 


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